Reisegedanken
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Lieber Kaffeebecher…

Lieber Kaffeebecher, ich hoffe, Du bist nicht beleidigt, dass ich Dich schon so lang alleine lasse. Neulich trank ich einen heißen Kaffee, solch einen, den Du auch magst, und musste an Dich denken. …

Wie wir gemeinsam vor dem Laptop saßen, die leere Seite anglotzten. Zusammen schrieben wir die Magisterarbeit, verzweifelten über Schreibblockaden, überlebten die Phase in der ich dachte, alles bisher Geschriebene könnte in die Tonne. In solchen Krisenmomenten beschlossen wir, dass es auf der Couch viel gemütlicher sei und wir einfach nur ´ne Folge Scrubs schauen müssten- dann ginge es bestimmt gleich wieder. Leider hatte Pro7 entschieden, mehrere Folgen hintereinander weg zu zeigen, und so schauten wir irgendwie sämtliche Scrubs-Staffeln.

Durch dick & dünn

Doch mit vereinten Kräften und viel Koffein schafften wir es, die Magisterarbeit wurde fertig, das Studium hatten wir gemeistert. Dann kam die Jobsuche, und nach jedem Bewerbungsgespräch saßen wir in der Küche, tranken einen Beruhigungstee und diskutierten meine Chancen bei Firma XY.

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Und als es dann klappte, ich meine erste Stelle bekam, ja, da nahm ich Dich gleich mit. Wir schafften die ersten Meetings zusammen. Die ersten Mitarbeitergespräche. Jedes Mal, wenn mich jemand ärgerte und ich wütend den Hörer aufknallte, gingen wir zusammen in die Kaffeeküche. Denn das ist unsere gemeinsame Leidenschaft:

g u t e r  K a f f e e.

Es hätte ewig so weiterlaufen können

Wir tränken täglich unseren Morgenkaffee beim Checken der Mails und des Outlook-Kalenders. Aber irgendwann brüteten wir zusammen über der Frage, ob das Leben in Deutschland so weitergehen solle. Ob wir uns eine neue Wohnung suchen, Karriere machen wollten. Wir lasen Reiseberichte, stöberten im Internet und Du musstest zusehen, wie in mir der Drang nach Freiheit, Selbstbestimmung und letzten Endes das Fernweh Überhand nahmen. Dann kam der Tag X, und ich beschloss, den Job, über den wir uns noch vor einem Jahr gefreut hatten, zu kündigen.

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An meinem letzten Arbeitstag nahm ich Dich natürlich mit, auch wenn Du es Dir auf unserem Schreibtisch schon sehr gemütlich gemacht hattest. Wir verdrückten ein oder zwei Tränchen im Auto, als Stefan uns mit unserer kleinen Box Krims-Krams abholte.

Von dort an hatten wir noch drei wunderbare Wochen im total untypisch sonnigen Hamburger Sommer. Es war, als wollte mich Deutschland noch einmal daran erinnern „Hier kann es auch schön sein“.

katzencafe bangkok

Und jetzt, 10 Monate später, denke ich an Dich. Während ich unser Lieblingsgetränk schlürfe und mir das Katzenmotiv auf Dir einfällt. Ich muss an unsere ausgedehnten Sonntagsfrühstücke denken. Das kleine Luxusgefühl, dass mir unser zweiter Kaffee vermittelte. Wie kuschelig es auf unserer Couch war, unter der roten Decke mit einer Kerze auf dem Tisch.

„Lieber Katzen-Kaffeebecher, warte noch ein Weilchen auf mich!“

Sei nicht böse, dass ich Dich nun schon so lang hab alleine gelassen. Denn umso mehr kann ich Dir später am Küchentisch erzählen. Und sollte ich noch einmal losziehen, kommst Du mit. Versprochen!

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Kategorie: Reisegedanken

von

Aylin zählt sich zur Generation (wh)Y und liebt es, Dinge zu hinterfragen, herumzuphilosophieren und das Leben aus allen Perspektiven zu beleuchten. Gerne auch mit ihrer Kamera. Der zweite Kaffee am Frühstückstisch ist für sie der Inbegriff von Luxus (Zeit + Genuss = Lebensfreude). Wollte mit zart-naiven 16 Jahren mal Journalistin werden und die Welt retten, dieser Blog ist quasi die Erfüllung ihres Mädchentraums.

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