Kuala Lumpur, das wirtschaftliche Powerhaus Malaysias. Es verlangt uns Einiges ab, gibt uns aber auch eine Menge zurück. Im Schmelztiegel der Kulturen leben wir als Fußgänger gefährlich, dennoch verbirgt sich hinter nahezu jedem Straßenzug etwas Sehenswertes. Und der vergessliche Rezeptionist gibt uns ein Frühstück aus.
Dämmerung. Regenguss über Kuala Lumpur. Im Schutz der überdachten Skytrain Station in Chinatown ziehen wir unsere knallgelben Regencapes über. Die Unterkünfte sind hier am günstigsten, so hieß es. Andere Argumente für einen Spaziergang zu dieser Zeit an diesem Ort wollen mir nicht einfallen. Das ganze Setting wirkt so trostlos: Das Grau des Himmels fügt sich nahtlos in den Anblick der grauen massiven Betongbauten vor uns ein. Die Stände der Straßenhändler sind mit großen Planen abgedeckt, Menschen sind kaum auf der Straße. Wir passieren das ‚Mandarin Inn Hotel’ als wir die Hauptstraße entlanggehen. Ich erkenne nichts, nicht einmal ein Detail, das andeutet, dass man sich hier gerne niederlassen würde. Keines der vielen kleinen Fenster ist erleuchtet, sogar die Lobby sieht stillgelegt aus und außen bröckelt die Fassade. Metaphorisch, für die blutleere Umgebung wird der Verkehr an der Baustelle von einer Menschenpuppe geleitet, die mit einer Schutzweste bekleidet, mechanisch zuverlässig, eine Fahne auf- und abwedelt.
Kuala Lumpur: Adrenalinkick an der Ampel
Über einer Reggae Bar finden wir ein Zimmer, sogar mit Fenster zum Flur. Am kommenden Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Es ist richtig was los. Die Straßen glühen, der Verkehr organisiert sich nach dem Recht des Stärkeren. Wer kann, bewaffnet sich mit einem motorisierten Gefährt, wer keines hat, bewegt sich so schnell er kann ans Ziel. Nein, flanieren kann man das nicht nennen. Die Stadt ist nicht für Fußgänger ausgelegt. Ständig sind wir in Alarmbereitschaft, um nicht überfahren zu werden oder in irgendeinem Schlagloch auf dem schmalen Bürgersteig zu treten. Fußgängerampeln gibt es zwar, doch das grüne Männchen wirkt, als wolle es uns verspotten. Wie aus grün aufleuchtet, obwohl links und rechts die Autos an unserer Nasenspitze vorbei schießen. Daher halten wir kleine Teammeetings ab, bevor wir über die Straße gehen, die etwa folgendermaßen ablaufen: „Aus welcher Richtung kommen zuerst Autos? Wenn die Linksabbieger gleich rot haben sollten uns ein paar Sekunden bleiben um zumindest in die Mitte der Straße zu kommen, lass uns gleich nach dem weißen Auto losrennen. Ach ne, Moment, sie kommen von rechts. Zurück!“ Als wir uns ca. 2 Stunden später 500m von unserem Ausgangspunkt entfernt zum Frühstück hinsetzen, fühlen wir uns als hätten wir schon zu Fuß die Welt umrundet. Wir sitzen gemeinsam mit Indern, Malaien, Chinesen, hauptsächlich Bankern und Anwälten und vielen anderen Hungrigen in einer Garküche in einer Einbuchtung an einer Straßenecke.
„Yes! Oktoberfest!“
Die Stimmung ist hier genauso hektisch wie auf der Straße. Denn es ist mittlerweile Mittagszeit, Rush Hour in der Suppenküche. Von allen Seiten drängen Leute an uns vorbei, Fett zischt in den riesigen Pfannen und an jedem Stand wirbt ein engagierter Mitarbeiter um unsere Gunst. Im Gedränge fragt mich einer, wo wir herkommen. Als ich sage, dass wir aus Deutschland kommen, freut er sich tierisch. Wenig später läuft er noch mal an uns vorbei und sagt: „Oktoberfest.“ Einfach so. Ich habe mittlerweile einen vernünftigen Hunger, der Schweiß rinnt mir von der Stirn und mein Gehirn stellt mir keine originelle Antwort zur Verfügung, also sage ich: „Haha Yes! Oktoberfest!“. Auch einfach so.
So kommt es auch, dass wir wenig später statt des Kopi (Kaffee) zwei große Suppenschüsseln mit Nudeln und Chicken vor uns haben. „Gut“, denke ich mir- „Stefan, für diese Stadt musst du gut gestärkt sein.“
Das war Teil 1 unseres Trips nach Kuala Lumpur. Im zweiten Teil erkunden wir Märkte, glamouröse Malls und die Batu-Caves!
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