Auf Don Det machen wir einfach mal nichts. Doch das machen wir richtig: Eine Geschichte vom gepflegten Müßiggang.
Si Phan Don, gerne auch als die ‚4000’ Islands bezeichnet, liegt ganz im Süden von Laos. An einer Stelle, an der der Mekong sich in unzählige Arme aufspaltet und das Land in ein Reich von Inseln unterteilt. Als Reisender überlegt man sich, auf welche Insel man möchte und lässt sich dann per Fähre durch das Insellabyrinth dorthin kutschieren.
Die meisten Reisenden, darunter wir, gehen nach Don Det. Der erste Eindruck: die Insel ist voller Jugendlicher, die „Hippie spielen“. Viele tragen diese extrem weiten Stoffhosen, gerne mit Elefantenmotiven, und geben sich bewusst genügsam. Trotzdem fallen mir riesige Spiegelreflexkameras auf und dass man sich vornehmlich mit MacBook auf dem Schoß in Reichweite eines WLAN-Routers versammelt. Für viele dieser ‚digital natives’ ist die ständige Verbindung zum Netz Bestandteil ihrer erweiterten Persönlichkeit. Das Smartphone weniger ein Statussymbol als das Einfallstor für den Teil ihrer Wirklichkeit, der sich Online abspielt und von der Relevanz her dem Wirken IRL (in real life) gleichsteht.
Wir laufen ca. 2 km südlich, um die Abgeschiedenheit zu finden, nach der wir suchen. Wir finden einen Holzbungalow an einer Stelle, wo der Mekong breit und die Strömung stark ist. Der Platz scheint wie geschaffen, um für ein paar Tage intensiven Müßiggang zu betreiben. So liegen wir fortan in der Hängematte und schauen auf das Wasser.
Manchmal, zum Beispiel wenn ein besonderer Vogel durch das Sichtfeld fliegt oder ein Wasserbüffel vorbei schwimmt, verfolge ich das mit den Augen, solange es aus der Hängematte geht. Mein Puls wird immer niedriger und ich liege einfach nur so da. Die unterschiedlichsten Gedanken ziehen spontan durch mein Gehirn und verflüchtigen sich auch genauso schnell wieder. Ich frage mich, warum die Menschen eigentlich immer so gerne am Ufer von Gewässern liegen, wenn sie sich etwas Gutes tun wollen. Menschen liegen an Meeren, an Flüssen, an Seen. Manche liegen sogar am Rande von Swimming Pools, ohne auch nur einmal ins Wasser zu hüpfen. Sobald in Hamburg mal ein Sonnenstrahl durchschimmert, legen sich die Menschen auf ihre Handtücher. Die Plätze direkt an der Alster sind immer am begehrtesten.
Ich konkludiere: Der Mensch liegt also gerne am trockenen Ufer mit Blickrichtung auf irgendeine Art von Wasser. Ich frage mich, ob er das tut, weil man gesellschaftlich übereinkommt, dass Wasser eben „schön“ ist, oder ob es gar eine spirituelle Wirkung auf ihn hat, die kaum erklärbar, dafür aber sehr erfahrbar ist.
Dass dies der ideale Platz für ein paar Tage absolute Ruhe ist, haben auch die anderen Reisenden erkannt. Wir sind nicht die einzigen Mekong-Müßiggänger. Die Bewegungen unserer Bungalownachbarn scheinen auch von Tag zu Tag langsamer zu werden. Jeder praktiziert den Müßiggang so gut er eben kann. Manchmal sitzt man gemeinsam am Tisch und unterhält sich eine Weile. Die Themen sind unkompliziert und die Gemüter im Allgemeinen eher ruhig. Es kommt vor, dass irgendwer plötzlich aufsteht, davon schlappt und sich in die nächste Hängematte fläzt. Auch ich gebe einen exzellenten Müßiggänger ab: Am Anfang hatte ich mir noch vorgenommen, bei Sonnenaufgang joggen zu gehen, doch schon an Tag 2 bleibt eine Ananas einen Tag neben mir auf dem Tisch stehen, weil ich anscheinend zu faul geworden bin, diese zu schneiden.
Einmal mehr wird eine Insel für uns zum Sehnsuchtsort. Das mag an dem Gefühl liegen, es werde nichts von außen an einen ‚herangetragen’. All die beschwerenden Themen der Welt befinden sich am Festland, während man selbst die Fähre auf die Insel genommen hat.Falls man auf Don Det mal einen Anflug von Tatendrang verspürt, gibt es eine Reihe von attraktiven Möglichkeiten, diesem zu erliegen. Im Süden der Nachbarinsel gibt es wirklich beeindruckende Wasserfälle und wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist kann man sogar Süßwasserdelphine erspähen.
Doch es mag auch noch andere Gründe geben, warum Si Phan Don einer unserer Sehnsuchtsorte geworden ist. Ich bin allerdings gerade zu faul, diese zu erörtern. Ich schneide mir jetzt erstmal ’ne Ananas. Vielleicht.
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Wirklich schöne Berichte, nur: wann geht es endlich mal „Off The Beaten Track“? Thomas
Vielen Dank Thomas! Ich finde man kann sogar in seiner Heimatstadt ‚Off The Beaten Track‘ gehen. Liebe Grüße
Toller Bericht, der zum Schmunzeln einlädt-vielen Dank dafür. Ich hoffe sehr, Lukas und ich schaffen es im Herbst auch nach Laos. Alles Gute für euch!
Viola
Wäre sehr cool, wenn ihr es schafft. Haltet uns mal auf dem Laufenden! Liebe Grüße!
Du in der Hängematte – oder ist Uli schon da? hahaha!
Scherzkeks!