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Heinrich-Heine-Weg Wanderung auf den Brocken {Harz}

Der Brocken ist der höchste Berg im Norden Deutschlands. Pflichtprogramm auf unserer Tour durch den Harz. Eine der schönsten Touren ist der Heinrich Heine Weg, der als schwierigste Brockenwanderung gilt. Wie beschwerlich der Weg tatsächlich ist, stellen wir auf die Probe.

Der Wanderparkplatz in Ilsenburg. Ein paar lockere Sprünge auf der Stelle, die Oberschenkelvorderseite kurz gedehnt und dann die Beine ausgeschüttelt. Unnötig und übertrieben mein Gehabe. Aber ich bin jetzt sowas von bereit. 3 Liter Wasser im Rucksack, Sonnencreme im Gesicht und die Wanderroute auf’m Handy. Jede Faser meines Körpers will nun endlich los. Es gilt einen Gipfel zu besteigen, bei mir löst das immer ein Kribbeln aus.

Es geht über den 11km langen Heinrich-Heine-Weg auf den Brocken, mit seinen 1141m der „höchste Berg im Norden“. Die Route soll es in sich haben: einerseits der „schönste Aufstieg zum Brocken“, anderseits stuft sie meine Outdooractive-App als „schwer“ ein. Schön und schwierig, so müssen Wanderungen sein. Ein schöner Zufall auch, dass wir vielleicht den bisher schönsten Tag des Jahres erwischt haben. Wir gehen locker los.

Heinrich Heine Weg Harz Brocken Wanderung

Immer dem „grünen Rechteck“ nach- die Wanderwege im Harz sind gut ausgeschildert.

Abschnitt 1: Entlang der Ilsefälle

Gleich zu Beginn dringen wir in den schattigen Wald ein, laufen immer entlang der Ilse. Es sind viele andere Wanderer auf der Strecke. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Menschen sehe, die sich für die Natur, die Bewegung und ganz allgemein, „Outdoor“ begeistern können. Ein Wanderer aus Potsdam erzählt uns, dass er kurz vor der Rente stehe und bald näher an seinen „geliebten Harz“ ziehen werde. Herrlich.

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Päuschen an den Ilsefällen.

Der kleine Pfad entlang der Ilsefälle ist der schönste Streckenabschnitt. Er führt entlang unzähliger kleinerer Wasserfälle. Sonnenstrahlen fallen in den feuchtwarmen Wald, Vögel zwitschern aufgeregt und das Plätschern der Fälle wummert konstant. Immer wieder kann man auf große Felsen hinabklettern, sich ganz nah an den tosenden Bach setzen und dem Lauf des Wassers zusehen. Auch auf Heinrich Heine muss die Ilse eine besondere Wirkung gehabt haben:

„Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so dass das Wasser hier wild empor zischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gießkannen, in reinen Bögen sich ergießt, und unten wieder über die kleinen Stein hintrippelt, wie ein munteres Mädchen.“ (aus „Harzreise“)

Eine Wandergruppe erklärt die gemütliche Bank an den Ilsefällen spontan zu ihrem Ankunftspunkt. Plötzlich liegen die Rucksäcke auf dem Waldboden, eine Weinflasche taucht auf und Plastikgläser werden herumgereicht. Nachvollziehbare Entscheidung an diesem heißen Samstag. Wir gehen pflichtbewusst weiter: Es soll ja noch schwer werden.

Doch der Weg ist bis hier nahezu eben, der Schwierigkeitsgrad der Tour keinesfalls hoch. Noch fühlt es sich an wie ein Waldspaziergang. Wir laufen und reden. Über Reisepläne, das reichhaltige Frühstücksbuffet im Hotel und wie es wohl bei House of Cards weitergeht. Das Gespräch und der kleine Bach fließen munter im Gleichklang.

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Idylle pur: der Abschnitt entlang der Ilsefälle.

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Abschnitt 2: Harzer Grenzweg

Doch klar ist auch, irgendwann muss es hochgehen. Irgendwie müssen wir ja noch fast 1000 Höhenmeter machen. Und es scheint als hätte sich der Heinrich-Heine-Weg seine empfindlichste Steigung für die letzte Etappe aufgespart: den Harzer Grenzweg.

Hier ändert sich alles: keine verschlungenen Waldwege mehr, sondern ein exponierter, gepflasterter Weg. Steil und sachlich liegt er vor uns. Wir sind fit, das zeigt sich hier ganz deutlich: in großen Schritten gehen wir hoch, immer wieder überholen wir, obwohl wir es nicht darauf anlegen. Aber wir merken auch, dass sich dieser Weg zieht.

Brocken Eckertalsperre von oben

Blick vom Brocken auf die Eckertalsperre.

Zwischenfazit: Technisch anspruchsvoll ist der Heinrich Heine Weg nicht, aber er stellt gewisse Ansprüche an die Kondition. Die Aussicht wird unterdessen immer besser: sie reicht jetzt über die Eckertalsperre bis zum nördlichen Harzrand.

Nach 2,5 Stunden erreichen wir die Spitze des Brocken: hier findet der Heinrich-Heine-Weg sein Ende. Wir setzen uns auf einen Stein und genehmigen uns das Lunchpaket. Wir befinden, dass die Route wunderbar zu uns und unserer Kondition gepasst hat. Der Abstieg steht an. Ich mache Dehnübungen, lockere die Beine. Wieder dieses Gehabe. Wieder Vorfreude.

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Aylin in ihrem Element.

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Rückweg über den „Urwaldstieg“ und die „Bremer Hütte“.

Tipps & Infos zur Brockenwanderung über den Heinrich-Heine-Weg

Anreise für die Wanderung in Ilseburg

Startpunkt ist der Wanderparkplatz in Ilseburg. Wir sind mit dem Auto angereist, Parken kostet 3€ für den ganzen Tag. Der Bahnhof ist ansonsten zu Fuß ca. 20 Minuten entfernt.

Auf den Brocken mit der Harzer Schmalspurbahn

Man kann die Spitze des Brocken auch mit der Harzer Schmalspurbahn erreichen. Die Fahrt mit so einer traditionellen Dampflok ist schon ein Erlebnis für sich. Wir haben die Bahn auch ausprobiert.

Kosten: Die Hin- und Rückfahrt mit der Harzer Schmalspurbahn kostet 43,00 Euro pro Person (Kinder: 26,00 Euro). Eine einzelne Fahrt kostet 28,00 Euro pro Person (Kinder: 17,00 Euro). Man kann also auch  nur eine Strecke laufen.

Restaurants & Verpflegung

Unbedingt ausreichend Verpflegung mitnehmen, vor allem Trinken: Eine Einkehrmöglichkeit gibt es erst wieder auf der Spitze des Brocken. Das Restaurant auf dem Brocken heißt Brockenwirt, allerdings kann es hier bei gutem Wetter richtig voll sein. Hier geht es zur Website des Brockenwirt.

In Schierke befindet sich das Café und Restaurant Winkler. Hier gibt es saisonale Gerichte, Eis und Kuchen. Achtung: Der Bahnhof Schierke liegt oberhalb des Ortes. Am Bahnhof gibt es nur einen kleinen Kiosk.

Schwierigkeitsgrad Wanderung auf den Brocken über den Heinrich-Heine-Weg

Outdooractive bewertet die Tour mit „schwer“: wir fanden sie nur deshalb knackig, weil die letzten 3-4 Kilometer recht steil bergauf gehen. Technisch anspruchsvoll ist die Strecke nicht. Man sollte einfach gut zu Fuß und trittsicher sein. Von daher: wer auf den Brocken möchte, unbedingt den Heinrich-Heine-Weg nehmen, es lohnt sich!

Schuhwerk: Fest und wasserdicht schadet nicht. Auf den Waldwegen ist es doch recht matschig und man läuft halt über „Stock & Stein“.

Extratipp: Rückweg über den Urwaldstieg

Wer nicht denselben Weg zurück nach Ilsenburg nehmen will, kann auch einen Alternativweg über den „Urwaldstieg“ und die „Bremer Hütte“ zurückgehen: einfach auf dem Brocken den Weg auf der anderen Seite (Richtung Schierke) hinunter nehmen. Der Rückweg ist dann ein paar Kilometer länger- wir haben für die komplette Runde (mit etwa 20 Minuten auf dem Gipfel) circa 5,5 Stunden gebraucht.

Hier noch die genaue Route, eine detaillierte Wegbeschreibung und weitere Infos zum Heinrich Heine Weg:

Noch mehr Infos rund um Ilsenburg und die Brockenwanderung bekommst Du bei Ilsenburg Tourismus.

Und, hast Du auch Lust aufs Wandern bekommen? Hier geht es zu unseren Wandertipps für den Nordschwarzwald und den Snowdonia Nationalpark in Wales entlang.

Bist du den Heinrich-Heine-Weg auch schon gelaufen? Wie sind deine Erfahrungen mit der Route? Lass es uns wissen und schreibe einen Kommentar!

Offenlegung: Wir haben die Reise in den Harz mit freundlicher Unterstützung vom Harzer Tourismusverband gemacht. Vielen Dank für die tolle Vorbereitung unserer Reise!

Kategorie: Deutschland

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Stefan ist ein echter Travel Enthusiast! Sprachen und Reisen sind seine Leidenschaft. Darum hat er auch Englisch und Spanisch studiert. Seit der Weltreise krempelt er seine Karriere gerade komplett um. Seine Lieblingsthemen: das Unbekannte und Outdoorabenteuer.

15 Kommentare

  1. Markus Kehrle sagt

    Hallo zusammen,
    wir haben den Weg gestern gemacht (Mitte Mai). Eure Wegbeschreibung passt sehr gut, nur dass jetzt überall kahle Stellen sind im Wald, dieser mitunter ganz tot ist, und viele gefallene Bäume die Sicht auf die Ilse versperren (auch an den Wasserfällen!) Sind mit dem Bus (270) von Wernigerode nach Ilsenburg gefahren (kostenlos mit Ticket-Card) und vom dortigen Bahnhof losgelaufen. Über den letzten Abschnitt (NVA-Panzerstraße) brauchen wir nicht zu reden, der ist echt übel! Und Eure 2,5h halten wir für fake, wir waren mit 3,5h gut dabei!
    Zurück vom Brocken nach Wernigerode haben wir die (vorletzte) Brockenbahn um 16:22 genommen, dann ist man um 18 Uhr wieder am Ausgangspunkt. Achtung: Tickets gleich nach Ankunft auf der Kuppe kaufen (je 34€!!) und vor der Lok am Bahnsteig sein, sonst sind die Sitzplätze weg. Die Talfahrt ist schaurig-schön, zigtausend tote Fichten und die Brandstellen…wer mit einem positiven Gesamtbild vom Brocken gehen will, sollte die Tour genau anders herum machen.
    Gutes Schuhwerk, Sonnen-und Regenschutz sowie Top-Kondition sind unabdingbar!
    LG,
    Gesa und Markus

    • Stefan sagt

      Hallo Ihr Beiden,

      danke für die weiteren Informationen und die zusätzliche Perspektive auf die Wanderung! Das sich der Zustand des Waldes zunehmend verschlechtert ist mir auch aufgefallen.

      Ich wünsche euch weiterhin alles Gute!

  2. Reinhard Röhl sagt

    Ein toller Weg. Deine Zeit mit Trinkpause (2:15) haben wir nicht geschafft. Für den Auf- und Abstieg benötigten wir von Ilsenburg aus 8:00Std. Der Grenzweg ist der Knackpunkt sowohl beim Auf- wie dem Abstieg. Das gibt auch eine seriöse Steckenbeschreibung vor. Wir ( + 60) und nicht die sportlichsten haben diese Wanderung genossen.

    • Stefan sagt

      Lieber Reinhard,

      danke für die Einschätzung! Freut mich sehr, dass ihr die Wanderung genossen habt.

      Weiterhin viel Spaß beim Wandern!

  3. Cornelia sagt

    Die bisherigen Beschreibungen kann ich nur bestätigen, da ich heute den Weg bei herrlichem Wetter und weiter Sicht gemacht habe. Es war ein wunderschönes Erlebnis. Was mich nachdenklich gemacht hat, war, wieviele abgestorbene Bäume es auf dem Weg gab. Wer immer noch glaubt, es gäbe keinen Klimawandel, wird am Ende des Weges anderer Meinung sein.

    • Stefan sagt

      Liebe Cornelia,

      wie toll, dass du so ein wunderschönes Erlebnis hattest! Und ja, dem Wald geht es leider nicht besonders gut. Ich finde das auch sehr bedenklich!

      Liebe Grüße

      • Der Borkenkäfer konnte nur solch ein Bild der Zerstörung zurücklassen, weil die Bäume durch die Trockenheit geschwächt waren. Im Verhältnis der Ursachen ca. 90 Prozent Trockenheit zu 10 Borkenkäfer.

        Auf die genauen Prozentzahlen kommt es auch nicht an. Es ist wie in allen Dingen die Wechselwirkung nach dem Schmetterlingsprinzip.

        Danke für die kurzweilige Reisebeschreibung. Wir sind gestern den Goetheweg auf den Brocken gewandert.

  4. Susanne Venker sagt

    Gestern sind wir auf den H.Heine Weg zum Brocken gewandert. Sonne satt ,aber kräftige Orkanböen als Voraussage. Ein wunderbarer und gut zu gehender Wanderweg entlang der Ilse. Viele Fotomotive , kleine Halts, nicht,um zu entspannen, um zu genießen. Dann aber kommen sie ,d ie 3 bis 4 letzten Kilometer . Sie sind sehr anstrengend und 15% ige Steigung scheint mir überwiegend untertrieben. es zog sich lang dahin. Nun waren die Pausen weniger dem Rundumblick gewidmet, sondern der Erholung .Der Weg ist nicht mehr so abwechslungsreich eher eintönig durch die Pflasterung, andererseits konnte ich so ab und zu auch mal rückwärts gehen,wenn es vorwärts nicht mehr ging. Am kleinen Brocken angekommen, dachte ich: OmG , immer noch kein Ende , doch ab da lief es sich leichter. Oben angekommen war es immer noch sonnig bei klarem Himmel und so stürmisch,dass man sich gut verankern musste. Der Glühwein ,der im Harzer Haus angeboten wurde,kam gut an. Geschafft, glücklich , müde, ohne Blasen an den Füssen belohnt mit grandiosen Blicken ringsherum und ins Tal. Übermorgen dann vielleicht zur Plessenburg,da sind nur rund 300 Höhenmeter,statt rund 800 zu bewältigen.

    • Liebe Susanne,

      das hört sich nach einer wunderbaren Winterwanderung an. Schnee lag wahrscheinlich nicht bei den Temperaturen?

      Aber so ein Gipfelglühwein ist ja auch was Feines!

      LG Aylin

  5. Karsten sagt

    Prima Beschreibung eines traumhaft schönen Wanderweges. Wir haben uns im Herbst am Heinrich-Heine-Weg versucht; während mein Kumpel aufgrund nicht vorhandener Fitness kurz nach Beginn des Hirtenstiegs (die letzten 3-4km) aufgeben und umkehren musste, war die Wanderung für mich kein Problem. Eine gute Kondition ist für diesen Weg unabdingbar!
    Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich viel Sport mache und mich zu dem Zeitpunkt auf die Besteigung des Kilimanjaro vorbereitet habe.
    Wo ich das grad schreibe, kriege ich schon wieder Lust auf eine Harz-Wanderung. Es ist einfach nur schön dort, herzlichen Dank für den Bericht.

    • Stefan sagt

      Hey Karsten, danke für deinen Beitrag! Die letzten Kilometer des Heinrich-Heine Weges sind auch wirklich giftig – dieser steile asphaltierte Weg! Stark, dass du es so gut gepackt hast! Freut mich auch, dass du gleich wieder Lust bekommen hast loszuziehen.

      Der Kilimanjaro ist mir (bisher) noch verwehrt geblieben, möchte ich aber unbedingt auch noch machen.

      Liebe Grüße,
      Stefan

    • Dirk sagt

      Eine tolle Beschreibung des Weges. Wir haben ihn gestern beschritten. Dazu muss ich sagen, dass meine Kondition nicht besonders gut ist. Ich brauchte 4 Stunden und war ganz schön am Limit. Heute geht’s mir gut, aber der Weg war wirklich lohnend und anstrengend.Und dein Hinweis auf die sehr gut Kondition sollte man ernstnehmen.

      Danke für die Beschreibung. Weiter so.

      • Stefan Krieger sagt

        Lieber Dirk,

        gratuliere, dass du den Weg trotz aller Anstrengungen geschafft hast! Der steile Abschnitt am Ende in der prallen Sonne ist echt nicht ohne.

        Weiterhin viel Spaß bei deinen Wanderungen!

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