Europa, Spanien
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Mallorca: Im Tal der Orangen {Video}

Was empfiehlt sich im November auf der Baleareninsel zu tun? Ganz klar, eine Wanderung durch das sonnige „Tal der Orangen“ von Sóller nach Fornalutx. Mallorca mal ohne Meer.

Franz Krauss hat sich jetzt richtig warm geredet. „Wie beim Menschen zählen auch bei Zitrusfrüchten die inneren Werte. Einer Orange sieht man niemals an, ob sie lecker schmeckt.“ Er steht unter einem Orangenbaum und gestikuliert ausladend: „Ein Vertreter einer deutschen Handelskette wollte einmal eine Lieferung zurückgehen lassen, da einige Früchte grüne Stellen hatten. Ganz einfach, dann gab es halt ab dem Moment überhaupt keine Orangen mehr!“ Krauss betreibt die Bio-Initiative ECOvinyassa vor den Toren Sóllers. Mit Herzblut. Die Rolle des vereinnahmenden Redners liegt ihm. Bei der Führung über die Plantage lerne ich etwas über den Anbau von Bio-Orangen, aber auch etwas über Gerechtigkeit, faire Löhne und weniger Gift in den Lebensmitteln. Franz Krauss geht es um „die Sache“. Sehr sympathisch. Unser Besuch bei ECOvinyassa ist jedoch bestenfalls ein Zwischenstopp. Denn klar ist auch: diese Gegend im Nordwesten Mallorcas muss zu Fuß erkundet werden.

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Das Tal der Orangen in Sóller. Orangenbäume umringt von schroffen Bergfelsen.

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Es gibt sogar einen kleinen Zug von Palma (über Bunyola) nach Sóller.

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„How does this camera work?“ „You have to press the little butto..KLICK“

Ein Ort wie ein Gemälde

Nicole Rose, Marketingmanagerin des Lindner Golf & Wellness Resort Portals Nous hat einen Geheimtipp: im November beginnt eine ganz besondere Zeit auf der Insel. Sie weiß auch, wo das ganz besonders deutlich wird: Hier im sonnigen Tal der Orangen. Um uns davon zu überzeugen schnürt sie selbst die Wanderstiefel und geht strammen Schrittes voran. Man kann in diesem Moment bereits ahnen, dass es sich lohnen wird, die Annehmlichkeiten des wunderschönen Resorts vorübergehend zurückzulassen und gen Norden aufzubrechen.

Man muss sich das mal vorstellen: Ich schlendere hier im November durch das sonnige Tal und rieche an Zitrusfrüchten. Olivenbäume säumen die umliegenden Hänge. In die himmlische Ruhe mischt sich allenfalls das entfernte Glockenläuten einer Schafherde. Langsam wird mir klar, warum der gestresste deutsche Arbeitnehmer so angetan ist: Dessen Sehnsüchte finden hier sofort Anschlusspunkte. Konkrete visuelle Antworten auf abstrakte Wünsche. Die kleine Kanne Olivenöl. Der mager gefüllte Obstkorb auf einem ansonsten leeren Tisch. Ein Holzstuhl, der scheinbar willkürlich an einer weißen Wand lehnt. Man kennt diese Kompositionen aus der Brigitte oder Instagram. Sogenannte Stillleben. Als Kind habe ich mich immer gefragt, was den Erwachsenen an diesen Bildern so gefällt, bilden Sie doch nichts Spektakuläres ab. Jetzt vermute ich: weil sie für Simplizität und Ruhe stehen. Sie wirken entlastend.

Ein keramischer Teller mit schwarzen Oliven kommt auf den Tisch, Tomaten werden in mallorquinischer Tradition über das Brot gestrichen und der Wein wird selbstverständlich schon zu Mittag gereicht. Plötzlich ist alles authentisch, alles wertvoll. Man zeigt sich zugänglich für Details und feinfühlig im Geschmack. „Hier schmecken die Tomaten noch nach Tomaten.“ – zustimmendes Nicken.

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Mallorca neu entdeckt

Mallorca weckt als Reiseziel bei mir Assoziationen. Und zwar denke ich an den Pauschalurlauber, der am Playa de Palma Spanier auf deutsch anspricht und auf die Touristenpaella reinfällt. An den Superreichen im Yachthafen von Puerto Portals, der sich die Gambas von den Kellnern der umliegenden Sternerestaurants direkt ans Boot bringen lässt. Und zu guter Letzt natürlich an das grölende Feierbiest von der Schinkenstraße, dem alles egal ist. Das mehrere Strohhalme zu einer Art Kopfbedeckung zusammensteckt und sicherlich die „no shirt, no service“-Schilder mitzuverantworten hat.

Doch wenn man, wie ich an jenem sonnigen Tag in der Nebensaison, den Wanderweg von Sóller nach Fornalutx einschlägt, entsteht Raum für neue Assoziationen. Ein steter Anstieg führt uns raus aus dem Tal, vorbei an Oliventerassen, Granatapfel- und Feigenbäumen. Die umliegende Bergkette erscheint hier fast greifbar: Puig de l’Ofre und der Serra d’Alfàbia sind deutlich erkennbar, lediglich ihr höchster Punkt, der Puig Major, ist inzwischen von dramatischen Wolken umschlossen. Ein Wind zieht auf. Hier oben weht ein Hauch von ungebändigter Natur, obwohl die Gärten um uns herum sehr ordentlich angelegt sind. Das Bild von Mallorca in meinem Kopf arrangiert sich neu: eine grüne Sonneninsel im Mittelmeer, auf der es ein „Tal der Orangen“ gibt. Wow, das gefällt mir.

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Die Dämmerung legt sich über die Insel als wir in Fornalutx ankommen. Das warme rötliche Licht der Straßenlaternen weist uns jetzt den Weg durch die engen Gassen. Es geht steil auf und ab. Ein paar kleine Läden sind noch geöffnet, aber nur wenige der 702 Einwohner sind noch draußen anzutreffen. Lediglich in den Cafés des kleinen Marktplatzes mit der Kirche sitzen ein paar Leute zusammen.

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mallorca-soller-fornalutx-tipps-19Notizbuch überflüssig

Hier war er wieder: Der eine Ort, der zu mir passte. Hier stimmte alles. Allein farblich: überall die beigen Steinfassaden. Ein ganzes Dorf als Stillleben. Vielleicht genoss auch ich die Entlastung, die damit einherging. Mal nicht den höchsten Berg besteigen, mal nicht die krasseste Wandertour überstehen. Hier ging es um die Details. Es genügte zu sehen, wie sich die Nacht über Fornalutx legte und ein paar Menschen bei Wein und Oliven zusammenkamen. Es war jener Moment auf Reisen, in dem einem sofort klar wird, dass er sich in die Erinnerung brennen wird. Ich schrieb schnell „Wandern nach Fornalutx“ in mein Notizbuch. Völlig überflüssig – ist sowieso im Langzeitgedächtnis gespeichert.

Vielen Dank an das Lindner Golf & Wellness Resort Portals Nous für die Einladung nach Mallorca und die gemeinsame Tour ins „Tal der Orangen“!

PS: Warum es 2 Stunden vor meiner Abreise nochmal hektisch wurde, erfahrt ihr hier:

Kategorie: Europa, Spanien

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Stefan ist ein echter Travel Enthusiast! Sprachen und Reisen sind seine Leidenschaft. Darum hat er auch Englisch und Spanisch studiert. Seit der Weltreise krempelt er seine Karriere gerade komplett um. Seine Lieblingsthemen: das Unbekannte und Outdoorabenteuer.

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