Ich liege am Boden, zu ängstlich, mich zu bewegen. Ich fasse an mein linkes Ohr. Blut. Blut an meiner linken Hand, auf meinem rechten Handrücken klafft eine tiefe Wunde. Stechende Schmerzen im Brustkorb, im Nacken. Mein Kopf dröhnt. Ein paar Sekunden vorher war das noch Spaß. Wie konnte ich so doof sein, und nicht auf mein Bauchgefühl hören?
Touristenspielplatz Huacachina
Aber so ist das manchmal, wenn man Fun haben will, Nervenkitzel sucht. Nach 15 Stunden Busfahrt sind wir von über 3000m Höhe in Huaráz runter auf Null in eine Wüstenlandschaft gefahren. Huacachina ist ein reiner Touristenort ohne jeglichen Charme. Es geht um Alkohol, Pizza & Burger, Tourenverkauf. Halbstarke kiffen offen und feiern ihre vermeintliche Unangepasstheit. Junge Burschen in den Cafes sprechen uns auf Englisch an, sie erinnern mich an diese Typen in Side oder auf Malle, die sich perfekt auf das Publikum eingestellt haben: Cool wirken, lässig, saufen, Party machen, blonde Mädels anflirten. Solche Orte sind wie ein verschmutzter See gekippt. Verloren.
Sand, soweit das Auge reicht
Wooooooo! Arme fliegen hoch, ich presse mich in meinen Sitz. Der Sandbuggy, ein robustes Metallgefährt, rast über die Dünen, hüpft über Unebenheiten. Wir werden durchgeschleudert. Die Oase Huacachina liegt plötzlich außer Sicht und wir stehen in einer Wüstenlandschaft. Sanddünen, bis zu 100m hoch, erheben sich weich in alle Richtungen. Es ist eine dieser Landschaften, die wirklich einzigartig ist. Kein Strauch, kein Grün, nur die Schattierungen des gelben Sandes treffen auf den blauen Himmel.
Sandboarding: Übermut kommt vor dem Fall
Und dann die letzte Düne, eine 100m steil abfallende Sandwand. Ich habe ein mulmiges Gefühl, aber bisher ging´s ja schließlich gut. Und das machen ja täglich hunderte Touristen, oder? Ich rase herunter, schneller, schneller. Und dann drifte ich ab.
Unkontrollierter Sturz.
Ich überschlage mich. Vier Mal. Und bleibe liegen.
Es ist einer dieser Stürze, über die ich nicht gleich lachen kann. Ich spucke in den Sand, um zu prüfen, ob ich im Mund blute. Meine Hände sind blutig, mein Ohr vom entlangschlittern im Sand verbrannt, stechende Schmerzen in den Schultern, im Nacken, in der Brust. Mein Kopf dröhnt.
Benebelt liege ich abends im Bett, Stefan googelt „Sturz“ und „Gehirnerschütterung“. Zwei Tage bange ich mit mir, ob ich zum Arzt muss, aber an Tag drei lässt das Kopfdröhnen etwas nach.Noch mal gut gegangen. Und wenn auf meiner Hand nur noch ein paar Narben zu sehen sind, dann kann ich über mich, die Sanddüne und meinen Übermut auch lachen. Stefans fulminanten Ritt könnt ihr auf unserer Facebookseite ansehen!
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Hi Dan, ja eine Menge Spaß machts! Und super, dass du auch da warst und gesund runter gekommen bist 🙂 LG Aylin
War vor 3 Wochen dort, bei uns ging alles gut. War mega fun in den roten Buggys und der riesigen Düne 🙂