Patagonien: Gletscher, Gipfel und Guanakos
Je mehr eine Landschaft uns im Innersten berührt, desto lebendiger und nachhaltiger prägt sich das Bild in unsere Erinnerung ein. William H. Hudson.
Je mehr eine Landschaft uns im Innersten berührt, desto lebendiger und nachhaltiger prägt sich das Bild in unsere Erinnerung ein. William H. Hudson.
„Have gone to Patagonia.“ P-a-t-a-g-o-n-i-e-n. Ich muss das Wort nur aufschreiben, schon spüre ich das Gefühl. Als sei ich verliebt. Als fange jetzt etwas Neues an. Etwas, auf das ich mich schon lange gefreut habe. Als stünde dieses Wort nicht für eine Region Südamerikas, sondern für ein Konzept, das man nur vage beschreiben kann.
Die endlose Weite, karge Wüstenlandschaften, Flamingos und Lamas, der beißende Wind in der kalten Höhenluft, im Kontrast dazu die glühende Sonne… Dass die Salar de Uyuni in Bolivien landschaftlich fantastisch und einzigartig ist, muss an dieser Stelle nicht mehr gesagt werden. Die spannendere und deutlich größere Herausforderung ist, einen vernünftigen Touranbieter für die dreitägige Wüsten-Jeep-Tour zu wählen. Die entscheidenden Variablen: Durchhaltevermögen des Jeeps und Zustand des Fahrers. Oder andersherum.
„Willkommen in Südamerikas verrücktestem Party Hostel“. Benjamin, Manager des Wild Rover Hostels, gibt die Zielrichtung vor: Weniger als ein paar wilde Feiernächte sind bei ihm nicht zu bekommen. Auch mal cool, denken wir- keine verkehrte Basisstation für einen Ausflug in diese ohnehin berauschende 4000 Meter-Stadt.
*Augsburger Puppenkiste
„Eine Nebenwirkung des Reisens ist die Entzauberung der Welt.“
Ich liege am Boden, zu ängstlich, mich zu bewegen. Ich fasse an mein linkes Ohr. Blut. Blut an meiner linken Hand, auf meinem rechten Handrücken klafft eine tiefe Wunde. Stechende Schmerzen im Brustkorb, im Nacken. Mein Kopf dröhnt. Ein paar Sekunden vorher war das noch Spaß. Wie konnte ich so doof sein, und nicht auf mein Bauchgefühl hören?
Tägliche 8-Stunden Märsche in menschenfeindlichen Höhen. Bitterkalte Nächte in regendurchlässigen Zelten. Keine Möglichkeit sich zu waschen. Da sind sie wieder: Umstände, die man naturgemäß eher zu vermeiden versucht. Trotzdem brechen wir aus Huaráz zum Santa Cruz Trek auf. Denn klar ist auch: Nachher wird man sich mit einer Pizza belohnen, einen Pisco Sour trinken und denken: Gut, dass ich’s gemacht hab.
Von Ecuador wusste ich wenig (bis gar nichts) und doch hatte ich eine Meinung. Oder eher ein Empfinden: Angst. Drei Freunde von mir wurden dort nämlich überfallen. Mit Gewehr und allem drum und dran. Wenn Ecuador nicht zwischen Kolumbien und Peru läge, ja, dann hätte ich vielleicht einen großen Bogen drum gemacht.
Unser Bus kurvt mit viel zu hoher Geschwindigkeit die Serpentinen entlang. Lesen oder gar etwas schreiben ist unmöglich, es schwankt und wackelt viel zu sehr. Wir befinden uns auf dem Weg nach Loja, Grenzstadt im Süden Ecuadors. Da sitzen wir also. Handlungsunfähig im Transitraum. Passiv weiterreisend. Gedanken ergreifen den zu füllenden Raum.