Madagaskar, Reisegedanken, Weltweit
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Notizen vom Straßenrand {Madagaskar}

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„Die spannendsten Geschichten finden am Straßenrand statt“- man sagt das immer so. Auf Madagaskar finden wir sie w o r t w ö r t l i c h am Rande einer endlos erscheinenden Straße- der Route National 7. Begegnungen, die bleiben, bewegen und Fragen aufwerfen. Ein persönlicher Bericht.


Unser Roadtrip startet in Madagaskars Hauptstadt Antananarivo, 1500 m über dem Meeresspiegel, und führt uns ans Meer, wo die Straße zwangsläufig endet, im 920 km entfernten Tulear. Dazwischen durchzieht die Route Nationale 7 (kurz RN 7) die Insel wie eine Lebensader. Ich setze mich in den Starex Kleinbus, der mir bald so vertraut sein wird, wie mein Stammplatz auf unserer heimischen Couch. In mir: Neugierde auf dieses riesige Land, dessen Name nur vage Erwartungen weckt.

Zu einem Roadtrip gehört eine Playlist, und unsere wird von Fanah, der besonders gerne seine rote Cappy trägt und oft Wow sagt, vorgegeben. Schließlich sitzt er die kommenden drei Wochen hinterm Steuer und wird uns seine Heimat zeigen. Er mag die 80er und so ist unser Soundtrack eine Mischung aus A-Ha, Toto, Madonna und Foreigner. Manchmal, wenn ihm ein Lied besonders gut gefällt, singt er eine Tonlage zu hoch mit.

Madagaskar ist 1,5 Mal so groß wie Deutschland. Wir werden in den kommenden drei Wochen 2410 km zurücklegen. Eine Strecke, so weit wie von Bremen nach Lissabon. 

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Signalfarbe Rot: Fanahs Markenzeichen, die rote Cappy.

Tag 3 | Hochland | kurz vor Antsirabe

Wir befinden uns auf dem Weg von Andasibe nach Antsirabe, der zweitgrößten Stadt von Madagaskar. Die RN 7 schlängelt sich hinter Antananarivo die Bergketten entlang, in den Tälern liegen Reisfelder und vereinzelte Dörfer. Die rote Erde übersät Häuser, Palmen, die Straße: Madagaskars Hochland scheint im ewigen Sonnenuntergangslicht zu liegen.

Das zentrale Hochland ist die Heimat der Merina, einem der 18 Volksstämme Madagaskars. Ihre charakteristischen zwei bis dreistöckigen Häuser bauen die Merina aus selbstgebrannten Backsteinen, die sie aus der schlammigen Erde nach der Reisernte brennen.

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Reisterrassen und Merinadorf. Die Trockenzeit neigt sich dem Ende, der Regen kommt ab Dezember.

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Das Brennen der Backsteine dauert etwa eine Woche. Der anschließende Hausbau rund einen Monat.

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Wir halten zu meiner Überraschung an einem Dorf an, binnen von Sekunden rennen Kinder auf uns zu. Schüchtern trete ich hervor, so recht weiß ich nicht, wie ich mich nun verhalten soll. Gerade war ich noch am Tagträumen, blickte aus dem Fenster, das Draußen wirkte auf mich wie ein einziges, fließendes Gemälde, ein lebendiges Stillleben. Ich war noch nicht bereit für eine echte Interaktion.

Fanah sagt, was er auf dieser Reise nach „Wow“ am häufigsten sagen wird: „no problem“. Wir laufen am Reisfeld vorbei, die Zebus (Buckelrinder) sind von unserem Auftritt unbeeindruckt. Eine ältere Frau mit einem Säugling auf dem Arm begrüßt uns, sie zeigt uns einen kleinen Stall, in dem ein Babyzebu lebt. Darüber raucht es aus dem Fenster, wir werden hereingebeten. Das Innere des Hauses ist erstaunlich kühl und dunkel, das Obergeschoss besteht aus zwei kleinen Räumen, in jedem steht ein Doppelbett. Ein Kalender der Bank of Africa von 2014 hängt an der Wand, im Monat Mai aufgeschlagen. Ich lächle, immer noch unsicher, was ich hier gerade eigentlich mache.

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Der kleine Raum, aus dessen Fenster es dampft, ist die Küche: auf dem Feuer köchelt Kaffee im großen Aluminiumtopf, getrocknete Maiskolben hängen an der Wand. Ich muss husten, meine Augen brennen, und ich frage mich, wie man bei dem Qualm ein ganzes Mahl kochen kann.

Draußen übersetzt Fanah für uns: Die Dörfer der Merina bestehen aus nur einer Familie, die Menschen leben vom Reisanbau und dem Verkauf von Sisalprodukten. Wenn jemand heiratet, baut man ein neues Haus, bestellt gemeinsam die Felder, zieht die Kinder zusammen groß. Und Kinder hat man viele: Die Fertilitätsrate liegt bei 4,35 Kindern pro Frau (vgl.: Deutschland 1,5). Die Zebus sind das Wertvollste, was die Menschen auf dem Land besitzen: Ein Zebu kostet immerhin zwischen 120 und 300 Euro.

„The Zebu is the bank of the village people.“

Entsprechend lukrativ ist der Raub von Zebus. Später wird mir auffallen, dass einige Zebubesitzer Waffen tragen („For security- there are many Zebu gangster“).

Ein paar Kinder begutachten neugierig meine Kamera und beginnen, zu posieren. Ich bin unsicher. Jetzt kein Foto zu machen fühlt sich spielverderberisch an. Ich mache ein Bild und rufe die Kinder zu mir. Sie glucksen lauthals los, als sie ihr Abbild auf dem Screen sehen. Drei Wochen später werde ich das Foto Fanah senden, damit er einen Abzug der Familie übergibt. Vielleicht hängt es dann an der Wand neben dem Kalender. Der Gedanke rührt mich.

Bevor wir uns verabschieden, fragt eine Frau nach etwas Geld. Für Schulmaterial der Kinder. Ich bin darüber nicht überrascht, einige Minuten vorher flüsterte ich bereits Stefan zu: „Meinst Du, wir sollten der Familie etwas Geld geben? Ist das unhöflich oder sollte man das machen?“

Wir geben der Frau etwas Geld, schließlich ließ man uns in das eigene Haus, wir erfuhren vom Alltag auf dem Land. Trotzdem lässt mich die Situation auch Tage später nicht los. Wie stehe ich zu dieser Art des Austauschs und der Begegnung? War es falsch, der Familie Geld zu geben? Ist das verwerflicher Armutstourismus?

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Typische Architektur im Hochland von Madagaskar: zweistöckige Steinhäuser.

Armut und Tourismus

Später fragen wir einen lokalen Reiseagenturbesitzer, der sich auch mit nachhaltigem Tourismus befasst, zu unserem Stopp im Merina-Dorf. Ich berichte von meinem Unbehagen, meinen Sorgen. Er fasst es so zusammen:

„I support entrepreneurship. There are families who are not open or too shy to interact with foreigners. This family for example has the skill to do so and they earn a little money through hosting tourists. It is a way to earn a little extra money. And if they don’t like doing it, they don’t have to.“

Betrachtet man es von der marktwirtschaftlichen Seite liegt die Situation recht klar auf der Hand: Da ist die Nachfrage nach einem Dorfbesuch und diese Familie bietet eben das „Produkt“ an.

Mein Unbehagen resultiert aus dem globalen Kontext heraus: Ich bin weiß, mein Pass ermöglicht es mir, in beinahe jedes Land dieser Welt zu reisen. Oft denke ich auf Reisen: Man, hatte ich Glück! Glück, in Deutschland geboren zu sein: Kostenlose Bildung, ein staatliches, funktionierendes Gesundheitssystem, aufwachsen in Frieden. (Soll nicht heißen, hierzulande ist alles tutti- die soziale Mobilität in Deutschland ist grottig, die hohe Kinderarmut skandalös, aber es wird alles relativ, wenn man unseren Lebensstandard global vergleicht). Es gibt nicht viele Orte auf dieser Welt, wo ein mittelloses Arbeiterkind wie ich einen Universitätsabschluss schaffen kann. Wäre das hier auf Madagaskar möglich? Wahrscheinlich nicht.

Rasant springt mich die Armut auf Madagaskar an: In der Hauptstadt Antananarivo und auch sonst werden wir schnell von Kindern, die teilweise selber Babys tragen, begleitet. Manche fragen direkt nach Money, andere verkaufen Kleinigkeiten. Die Kriminalität in der Hauptstadt ist hoch, nach Einbruch der Dunkelheit fährt auch Fanah ungern durch die Stadt. Zu groß ist die Gefahr, Opfer eines Überfalls zu werden. Nach dem Militärputsch 2009 brach mit der Regierung die Wirtschaft ein, internationale Finanzmittel wurden abgezogen: Heute leben über 90% der Bevölkerung von unter 2 USD pro Tag. Madagaskar gehört zu einem der sieben hungrigsten Ländern weltweit. Die Alphabetisierungsrate liegt bei nur 65%, Zugang zu sauberem Wasser haben nur wenige Madagassen. Während wir auf Madagaskar unterwegs sind, bricht die Pest aus. Um die Seuche zu bekämpfen, braucht Madagaskar internationale Hilfe.

All das sind Statistiken, Zahlen, Fakten. Es mag banal klingen: Sie zu lesen, ist leichter, als mit den eigenen Augen zu sehen, was sie bedeuten.

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Irgendwo entlang der RN7.

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Neugierde auf beiden Seiten.

Tag 6 | Dorffotografin | Ambalavao

Wir halten in einem kleinen Ort, um ein wenig Proviant zu kaufen. Etwas oberhalb der Straße steht eine kleine Kirche, daneben ein Gebäude, das wohl sowas wie das Ortsamt sein muss. Wir vertreten uns die Beine, während Fanah schon voll in seinem Element ist: Inona vaovao? (was gibt’s Neues?) – er sagt das immer so, als erfahre er gerade eine unglaubliche Neuigkeit. Sowas wie, „was du hast im Lotto gewonnen??“ Seine 56 Jahre sieht man ihm nicht an: „Don’t think about the problems“ fasst er seine Lebensphilosophie zusammen. Fanah hat eine Gabe: Er verbreitet gute Laune, er juxt herum, er ist ein personifizierter icebreaker.

Mir fehlt oft diese Leichtigkeit, mein Hirn rattert permanent, und da komm‘ ich nur langsam raus. Auf Reisen, wo mir Routine fehlt, Neues auf mich einprasselt, feuern meine Synapsen, ein regelrechtes Gedankenfeuerwerk explodiert. Äußerlich bin ich dann umso ruhiger, Stefan kennt das schon: Meinen geistesabwesenden Blick, nervöses Pulen an meinen mittlerweile unansehnlichen Daumen (eine schlechte Angewohnheit seit meiner Kindheit), karge Antworten. Meist sage ich nur noch Laute. Hm.hm. 

Die Verkäuferinnen auf dem kleinen Markt werden jetzt gesprächig; ob wir Fotos machen könnten? Fanah verspricht, die Fotos bei seiner nächsten Tour mitzubringen, und so werden wir kurzweilig die Dorffotografen und lichten diverse Menschen ab.

Jedes Mal, wenn ich ein Foto mache, umringen mich die Beistehenden. Alle starren dann auf mein Display, um anschließend in prustendes Lachen auszubrechen. Ich fühle mich wohl, anscheinend mache ich diesen Menschen gerade eine echte Freude.

Wir kaufen Erdnüsse und säuerliche Wollmispeln bevor wir unsere Reise fortsetzen. Diese Frauen haben mit mir etwas gemacht: Mir ein gutes Gefühl gegeben, mich herzlich angenommen. Eine Frau sagt lachend zu Fanah über mich: „She dresses like a Malagasy women.“

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Begegnungen. Diese Bilder entstanden in einem Betsileo Dorf (einem der 18 Stämme auf Madagaskar).

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Wollmispeln (links) schmecken süß-säuerlich, haben eine ähnliche Konsistenz wie Aprikosen.

Tag 7 | „How often do you hallow yourself?“

Stefan und ich stehen am Straßenrand, irgendwo in Ambalavao, Fanah kauft sich Handy-Guthaben. Er telefoniert viel mit seinen sechs Kindern.

Schüchtern tritt ein junges Mädchen an Stefan heran, ihre langen Flechtzöpfe liegen akkurat auf ihren Schultern. Die 15-Jährige möchte ein wenig Englisch mit uns reden, da sie gerade einen zweimonatigen Englischkurs in Ambalavao macht.

„How often do you pray?“ fragt sie Stefan. Als er erwidert, dass er nicht betet, ist sie irritiert. Mit großen Augen starrt sie ihn an, als habe er gerade etwas völlig Absurdes gesagt, etwa: er trinke kein Wasser oder schlafe nie. Ihre nächste Frage verstehen wir zuerst nicht: „How often do you hallow yourself?“ (Wie oft weihst Du Dich?).

Auf Madagaskar ist etwa die Hälfte der Bevölkerung christlich. In vielen Dörfern sehen wir Kirchen, die im Vergleich zu den Häusern der Bevölkerung robust gebaut sind. Wie in vielen ehemaligen Kolonialländern hat sich das Christentum mit dem indigenen Glauben vermischt. Auf Madagaskar werden die Ahnen verehrt und in vielen Stämmen haben Fady (Tabus) eine hohe Relevanz.

Fady sind Verbote und Gebote, die das tägliche Leben regeln, ein komplexes, umfangreiches System informeller Regeln. In etwa: mit dem Finger auf einen Berg zu zeigen, ist fady (also Tabu), da sich hier oft Gräber befinden. An gewissen Orten ist das Essen von Schweinefleisch oder Knoblauch fady. Auch das Töten oder Verletzen eines Indri Indri (einer Lemurenart) ist fady.

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„How often do you pray?“, fragte uns dieses Mädchen. Dass wir nicht religiös sind, hat sie sehr irritiert.

Tag 11| Das Flirren der Wüstenluft

Hinter dem Isalo Nationalpark enden die Berge abrupt. Wir fahren stundenlang durch flaches, wüstenartiges Land. Ich warte sehnsüchtig auf das Meer, welches irgendwann am Horizont auftauchen wird. Doch bevor wir an der Straße von Mosambik ankommen, verwandelt sich Madagaskar in eine staubige Wüste. Dornenkakteen und nackte Sträucher stehen wie Skelette umher, unser Thermometer zeigt 39 Grad Außentemperatur. Im Wagen sind es 46 Grad. Ich spüre, wie die Sonne meinen Arm verbrennt. Die Luft flirrt in der Ferne.

Unglaublicherweise leben Menschen auch hier, in diesem trockenen, unwirtlichen Raum. Steinhäuser sehen wir nur noch selten, die meisten Hütten bestehen aus getrockneten Palmenblättern. Plötzlich erscheint mir das Dorf der Merina luxuriös, dort gab es Wasser, Reisfelder, robuste Steinhäuser. Die Menschen konnten Maniok und Mais anbauen. Reißende Flüsse durchzogen die Täler.

„Wovon leben diese Menschen?“ frage ich mich unentwegt, während wir durch diese menschenfeindliche Landschaft fahren. Uns kommen viele Menschen entgegen, zu Fuß, auf rostigen Fahrrädern, die Wohlhabenden sitzen auf Zebukarren. Alle tragen gelbe Kanister, um Wasser zu holen. Auch wenn das jetzt pathetisch klingen mag: In diesem Moment stelle ich mir die Frage, warum es im Jahre 2017 nicht möglich ist, dass jeder Mensch weltweit zumindest Zugang zu sauberem Wasser hat.

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Isalo Nationalpark | Sonnenuntergangslicht

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Wasserkanister im Süden von Madagaskar.

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Zebuwagen- die getrockneten Palmenblätter werden zum Dachdecken genutzt.

Tag 12 | Das Ende der Straße: Ifaty

Nach rund 1200 km on the road erreichen wir das Meer, wo wir für ein paar Tage zur Ruhe kommen. Hier in Ifaty gibt es nicht viel: Ein kleines Fischerdorf, den Strand, ein paar Palmen. Und unsere Bungalows. Wir nutzen die drei Tage zum Wäschewaschen, schreiben, lesen und in der Sonne liegen.

Morgens ist das Meer glatt, die Morgenröte legt den Himmel in ein dezentes, schüchternes orange. Die Pirogen (traditionelle Boote) hissen ihre Segel und eine ganze Armada von Fischerbooten zieht hinaus aufs Meer. Am Horizont sehe ich ein weißes Band, schaumgekrönte Wellen, die auf das vorgelagerte Riff hinweisen.

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Fischerboot | Ifaty

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Morgenröte. Auf Madagaskar stellen wir unseren Rhytmus um: der Tag beginnt früh, meist gegen 6 Uhr. Abends sind wir in der Dunkelheit nicht mehr unterwegs, da es in den Städten zu gefährlich ist und in der Natur- nun ja- da ist dann auch nicht mehr viel los.

Wir teilen diesen Strand nur mit den Frauen, die Waren grazil auf ihrem Kopf transportieren, und manchmal singend an unserem Bungalow vorbeilaufen. Oft schauen mich die Frauen kurz an, dann winke ich und sie winken zurück.

An einem Vormittag folgen wir den zurückkehrenden Fischerbooten, die etwa 2km von uns entfernt im Dorf anlegen. Wir sind die einzigen Touristen auf weiter Flur. Das harte Licht der im Zenit stehenden Sonne wirft scharfe Kontraste. Einige Kinder weichen uns nicht von der Seite, zwei freche Burschen machen sich einen Spaß draus, mich von hinten anzuticken. Ein Mädchen fragt unermüdlich nach meinem Haarband. Ein Mann kommt auf uns zu und probiert uns einen Hummer zu verkaufen. Stefan fragt, ob ich umkehren möchte. Vor einigen Tagen wäre ich vermutlich direkt umgedreht, solche beengenden Situationen überfordern mich. Aber nun möchte ich ein wenig bleiben.

Während wir uns unseren Weg bahnen, betrachte ich die Szene etwas differenzierter. Dutzende Fischerboote kehren ein und verladen ihren Fang. Ich sehe Frauen, die Fisch aus tiefen Sisalkörben verkaufen. Dazwischen mehrere Fußballfelder, direkt in den Sand gezeichnet. Im Slalom weichen wir den enthusiastischen Spielern aus. In der Brandung spielen Kinder mit ihren selbstgebauten Segelbooten. Kleine Meisterwerke der Physik, die filigran über die seichten Wellen hüpfen.

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Frauen am Strand von Ifaty

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Pirogen (rechts) sind traditionelle Fischerboote. Morgens sieht man sie raus aufs Meer fahren.

Tag 15 | on the road again

Nach Madagaskar reisen viele Touristen wegen der einzigartigen Natur. Viele Tiere sieht man nur hier, allen voran die Lemuren. Feuchter Regenwald, bizarre Bergketten, dürre Wüsten: Madagaskar hat das alles.

Für mich sind es trotzdem die Begegnungen mit den Menschen, die mich nachhaltig beeindrucken. Wir treffen zwar als Individuen aufeinander, doch wir sind alle auch Teil des großen Ganzen: Das Verhältnis zwischen globalem Norden und Süden, Kolonialismus und seine Spätfolgen, Naturschutz, nachhaltiger Tourismus. Jede Begegnung regt etwas in mir an, ich möchte mehr lernen, Antworten auf meine Fragen suchen.

Vor uns liegen nochmals 1200 km auf der RN7, diesmal gen Norden. Mein Unbehagen hat sich mittlerweile in viele Fragen gewandelt. Und Motivation. Denn darum reise ich: Um mir die Welt in ihrer Gänze anzusehen. Mit all ihrer brutalen Schönheit. Orte zu meiden, ist für mich keine Lösung. Das ist so, wie nicht mehr zu kommunizieren, nur, weil es unbequem wird.

Mehr noch: Genau darum geht es doch beim Reisen. Es geht darum, sich die Welt anzusehen, und sie ist nirgends nur schwarz oder weiß.

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Lissy und ihr Sohn in ihrem kleinen Laden.

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Eines meiner liebsten Fotos. Ich wollte die Zebus fotografieren, da trafen die junge Frau und ich überraschend aufeinander. Es passierte nicht viel: Wir schauten uns nur direkt an und irgendwie berührte mich ihr überraschter, verwunderter Blick.

Madagaskar: was bleibt…

Madagaskar ist Natur, Lemuren, Regenwald, beeindruckende, weite Ausblicke über rote Sandsteinfelsen. Menschen, die mich anlächeln und mir winken. Kinder, die am Straßenrand im Nirgendwo nach Trinkgeld fragen, weil sie Schlaglöcher provisorisch mit Sand gefüllt haben. Frauen, die schwere Waren federnd auf ihrem Kopf transportieren. Tausende von Zebus, die im leuchtenden Abendrot am Rande der RN 7 laufen. Guides, die mit Hingabe komplizierte lateinische Namen von tropischen Pflanzen und Tieren nennen, obwohl ich mir das alles gar nicht merken kann. Ich hatte doch nie Latein! Bunte Pirogen tanzend auf wildem Meer. Die Toilettendame am Flughafen von Antananarivo, die inbrünstig ein melancholisches Lied singt. Einfach so. Ein Mädchen, dass mir überraschend in die Augen blickt, und mich anschaut, als sei ich von einem anderen Stern. Eine alte Dame namens Lissy, die unbedingt ein Foto von sich und ihrem Sohn in ihrem kleinen Ladenfenster haben möchte. Eine zahnlose Reinigungsdame, die mir meine Hand küsst, als ich ihr ein kleines Trinkgeld gebe. Meine Tränen danach, weil ich damit nicht klarkomme. Menschen, mit denen ich lache, weil ich drei Wörter madagassisch spreche und alles fürchterlich falsch sage. Fanahs zuverlässiger Lachanfall, wenn Stefan scharfes Sakay (Chillipaste) auf sein Essen gibt, um den spicynessgrad zu bestimmen.

War der Besuch des Merina-Dorfes voyeuristischer Armutstourismus? Mittlerweile ist diese Frage für mich nicht mehr zentral.

Was wirklich zählt, ist wie man aufeinander zugeht, egal in welchem Kontext. Auf Augenhöhe, offen, vorurteilsfrei und mit Respekt. Als Individuen eben, die sich das erste Mal begegnen, neugierig und wohlwollend.

Das wird die Welt nicht sofort zu einer Besseren machen. Aber es ist ein Anfang.

Lange habe ich an diesem Text geschrieben. Als ich die ersten Buchstaben tippte, wusste ich nicht mal, ob ich den Text wirklich veröffentlichen möchte. Armut und Tourismus, das ist ein sensibles (und komplexes) Thema. Und genau darum veröffentliche ich den Text nun. Was denkst Du? Schreib‘ mir gerne einen Kommentar. Ich bin gespannt!

Offenlegung: Unser Roadtrip durch Madagaskar wurde von Erlebe-Fernreisen unterstützt. Lieben Dank an Christina vom Madagaskar-Team für die kompetente Beratung und an Julia für ihre Engelsgeduld bei all unseren Fragen 🙂 !

Kategorie: Madagaskar, Reisegedanken, Weltweit

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Aylin zählt sich zur Generation (wh)Y und liebt es, Dinge zu hinterfragen, herumzuphilosophieren und das Leben aus allen Perspektiven zu beleuchten. Gerne auch mit ihrer Kamera. Der zweite Kaffee am Frühstückstisch ist für sie der Inbegriff von Luxus (Zeit + Genuss = Lebensfreude). Wollte mit zart-naiven 16 Jahren mal Journalistin werden und die Welt retten, dieser Blog ist quasi die Erfüllung ihres Mädchentraums.

25 Kommentare

  1. Sabine sagt

    Genial. Danke für diesen persönlichen Reisebericht. Da wir im Sommer auch fast dieselbe Tour machen wollen, war ich dankbar für die Bilder und Eindrücke.

  2. Pingback: Madagaskar - 49 Reiseideen

  3. Jürgen Schreiner sagt

    Hallo Aylin, toller Reisebericht vielen Dank!
    Wir zwei wollen, wenn wegen Corona möglich, im Sept./Oktober 2021 für ca. 3 Wochen eine Madagaskar Rundreise mit einem Fahrer=Guide unternehmen, evtl. mit Erlebe-Fernreisen. Kannst Du uns die Route mit Hotelempfehlungen zukommen lassen?
    Wie zufrieden warst Du mit dem Reiseveranstalter?
    Vielen Dank-bleib Gesund

    Herzliche Grüße aus Bamberg
    Jürgen Schreiner

    • Hi Jürgen,

      wir haben diese Tour gemacht: https://www.erlebe-madagaskar.de/rundreise/madagaskar-roadtrip/
      Die Route findest du da auf jeden Fall. Die einzelnen Hotels werden auch von Erlebe Fernreisen gebucht- für uns waren diese alle vollkommen in Ordnung (keine 5 Sterne Luxusresorts, aber das würde auch nicht zu einer Reise auf Madagaskar passen find ich).

      Ansonsten waren wir sehr zufrieden mit Erlebe Fernreisen- die Planung lief einwandfrei und unkompliziert und auch vor Ort hat unser Fahrer / Guide unsere Wünsche berücksichtigt (wir haben vor allem viele Fotostopps gewollt, da wir ja für den Blog viel aufnehmen wollten).

      Ich drücke die Daumen, dass es im Herbst 2021 wieder möglich sein wird, in die Ferne zu reisen und ihr eure Madagaskarreise antreten könnt! Meinen Bericht mit Wissenswertem / Tipps hast Du sicher schon gelesen, oder? Hier wäre er, falls noch nicht: https://todaywetravel.de/madagaskar-reisetipps/

      Alles Liebe & bleibt gesund und munter!
      Aylin

  4. Astrid sagt

    Liebe Aylin,
    ich bin auf deinen wunderschönen Reisebericht gestoßen, weil mich dieses Land seit meiner Madagaskarreise vor 20 Jahren nicht loslässt.
    Damals war die Vorbereitung einer Reise an sich vielleicht noch ein bisschen schwieriger. Internet gab’s da nicht, unvorstellbar dass man von den Orten, die man besuchte, tatsächlich vorher noch kein konkretes Bild hatte…

    Aber: All diese Erfahrungen und Zweifel, die du beim Umgang mit der Armut der Menschen hattest, hatten wir auch. Obwohl wir selbst eher arme Studenten waren , fühlten wir uns oft wie Voyeure, wenn wir die fette Kamera auspackten.
    Wir haben von Menschen, die wir dort kennenlernten und mit denen uns heute noch eine Freundschaft verbindet, gelernt, dass es den Madegassen gut tut, wenn wertschätzender und nachhaltiger Tourismus Geld ins Land bringt.
    Abgeschottet vom Rest der Welt ist Mad. ja nicht, abgehängt aber schon. Jeder tut, was er eben kann, um sich über Wasser zu halten.

    Sie fühlen sich nicht schlecht, wenn sie Touristen ihr Leben, ihren Lifestyle, ihre Sorgen und Probleme näher bringen und dafür Geld kriegen. Damit ist ihnen mehr gedient, als wenn wir Touris uns hinstellen und uns nicht trauen das Elend anzuschauen, weil wir uns dann schlecht fühlen, mit unseren „Almosen“ wie die gönnerhaften weißen Kolonialisten rüberzukommen…
    Ich finde, es ist schwer zu erklären, aber bestimmt weißt du, was ich meine.

    Deine Bilder sind toll und ich bin sicher, dass die Madegassen dich mit deiner zurückhaltenden, freundlichen Art geliebt haben!!

    LG
    Astrid

    • Liebe Astrid,

      wie interessant es doch ist, dass diese Gedanken Dich schon vor 20 Jahren genauso bewegt haben. Das muss damals eine unglaubliche Reise gewesen sein, wo fliegen noch nicht so normal und erschwinglich war und die Welt doch etwas größer, vor allem unbekannter war.

      Ich denke auch, dass es am Ende auf die eigene Herangehensweise ankommt, wie man den Menschen entgegnet- das Gegenüber spürt schon, ob man „von oben herab“ oder ehrlich interessiert und unvoreingenommen dem Anderen begegnet.

      Vielen Dank für Deine Gedanken und für`s Teilen Deiner Erfahrung.

      Alles Liebe, Aylin

  5. Erika Huttner sagt

    Vielen Dank, dass du deine Gedanken teilst, das finde ich hilfreich und anrührend . Obwohl ich auch schon viel unterwegs war in der Welt, mache ich mir immer Gedanken, wie man sich zur Armut richtig verhält , denn ich weiss auch wie priviligiert wir sind.
    Unsere M. Reise beginnt Ende der Woche und ich bin froh, deine Zeilen gelesen zu haben.
    Herrliche Fotos hast du gemacht , Kompliment ! Alles Gute weiterhin und liebe Grüsse,
    Erika

    • Liebe Erika,

      Danke für Deinen lieben Kommentar.

      Berichte doch mal nach Deiner Reise, wie es Dir auf Madagaskar ergangen ist. Ich bin gespannt!

      Liebe Grüße
      Aylin

  6. Ralf Ehlers sagt

    Liebe Aylin,
    in Vorbereitung meiner eigenen Reise nach Madagaskar im Oktober diesen Jahres bin ich „zufällig“ auf deinen mich berührenden Bericht gestoßen. und mir kommen die Worte des kleinen Prinzen in den Sinn die oft genutzt nichts von ihrer Tiefe und ihrem Wahrheitsgehalt verloren haben „Man sieht nur mit dem Herzen gut, dass Wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar“.
    Im Vorfeld habe ich mit Fanja, dass ist eine Mitarbeiterin einer madagassischen Reiseagentur viele Mails geschrieben über den Ablauf unsere individuelle Tour mit unseren Freunden.
    Auch telefoniert und zwar in deutscher Sprache, weil ich über ein Salama noch nicht hinausgekommen bin und wir werden uns treffen in Antananarivo.
    Es sind die Begegnungen mit den Menschen die nachhaltig sind.
    Deine Fotos sind von eine berührenden Natürlichkeit.

    Eine Frage habe ich
    Wie hast du/ Ihr das Risiko von Malaria empfunden?
    Bei meiner Frau kommen Ängste hoch , die ich nicht weg reden will und kann, weil ich keine Gefühl dafür habe wie akut, bzw. wie hoch das Risiko ist, bei einem 14 Tageaufenthalt infiziert zu werden.
    Danke
    Ralf

    • Lieber Ralf,

      freut mich, dass Dich mein Bericht berührt. Es waren auch sehr intensive Erfahrungen.

      Zu Deiner Frage: Das Malariarisiko ist auch auf Madagaskar abhängig davon, wo genau ihr unterwegs seid. Meine Ärztin hatte damals nachgesehen, welche Regionen besonders gefährdet sind. Die beste Vorsorge ist, sich gut mit Mückenspray (am besten das starke mit DEET aus der Apotheke) einzusprühen, lange Kleidung tragen und vor allem bei der Dämmerung, wenn viele Mücken aktiv sind, sich nicht an Seen / Gewässern aufzuhalten. Außerdem gibt es oft Mückennetze in den Unterkünften.
      Wir hatten dennoch ein paar Stiche- aber nix ist passiert. Wiederum ein Fahrer eines anderen Paares hat es erwischt, man steckt halt einfach nicht drin. Für den Fall der Fälle hatten wir zwei Packungen Malarone dabei, das sind dann Tabletten, die man bei einer Infektion direkt nehmen kann. Prophylaktisch haben wir sie nicht genommen, da wir nicht in den Hochrisikogebieten unterwegs waren.

      Darum würde ich einmal mit einer Ärtzin, die Reisemedizinische Beratung macht, eure Route besprechen. Malarone mitnehmen (bzw. je nach Route vorsorglich nehmen- aber das muss man selber entscheiden, weil die Tabletten auch heftige Nebenwirkungen haben können). Immer gut einsprühen, beliebte Stellen (wie die Beine / Gelenke) mit leichter, langer Kleidung schützen.

      Am Ende gibt es nie eine 100% ige Sicherheit, aber die hat man ja auch nicht, wenn man im Schwarzwald wandern geht und eine Zecke einen beißt. 😉

      Wo soll es denn für euch hingehen?

      Viel Spaß bei der weiteren Planung und eine tolle Reise wünsche ich euch!

      Liebe Grüße
      Aylin

      • Ralf Ehlers sagt

        Liebe Aylin,
        ich bin echt überrascht heute schon Antwort von dir zu bekommen.
        Danke für deine ausführliche Antwort, welche sich sehr mit meinem Empfinden, meiner Einstellung zu diesem Thema deckt. Was dabei haben sich präventiv schützen
        Um deine Frage zu beantworten: Die Route gleicht der Euren, nur das wir da nur 14 Tage Zeit von Toliara zurück nach Tana fliegen.
        Wir sind im von Tana startend im Antasibe NP, Ranomafana NP jeweils 2 Nächte. Machen einen Abstecher nach Manakara an der Ostküste. Ein Stück mit dem legendären Dschungelexpess und dann auf der R7 über Isalo NP 2 Nächte, an die Westküste südlich von Ifaty. Alles wie ihr mit eigenem Fahrer.
        Liebe Grüße Ralf

      • Hi Ralf,

        na klar- ich antworte immer fix. 😉 Dann seid ihr ja gut aufgestellt und der Vorfreude dürfte nix mehr im Wege stehen.
        Berichte mal, wie der Dschungelexpress war- das klingt sehr cool!
        Liebe Grüße
        Aylin

  7. Astrid sagt

    Deine wunderschönen Fotos und der nachdenkliche Bericht haben mich an meine eigene Madagaskarreise erinnert, die inzwischen 20 Jahre zurückliegt und trotzdem DIE unvergessliche Reise meines Lebens war. Reisen in M. war damals schwierig, aber wir sind erstaunlich weit rumgekommen. Nicht zuletzt durch die Hilfe einiger wunderbarer Menschen dort, die trotz ihrer Armut sehr herzlich und lieb waren.

    • Liebe Astrid, danke für deinen lieben Kommentar! Vor 20 Jahren muss das ja nochmal um einiges intensiver gewesen sein auf Madagaskar zu reisen.
      Ich hoffe, dass auch in 20 Jahren eine Reise nach Madagaskar so beeindruckend sein wird- mit weniger Armut und hoffentlich weiterhin der einzigartigen Natur und Artenvielfalt. Liebe Grüße, Aylin

  8. Theresia Minek sagt

    Danke für deine Gedanken! Ob dich die Einheimischen verstehen könnten. Vielleicht grübeln wir da zu viel herum, die Einstellung deines Führers ist wohl die richtige!

    • Hi Theresia, Danke für Deinen Kommentar. Vielleicht mache ich mir oft zu viele Gedanken, so eine Reise ist halt recht intensiv- da kommt man schon ins Grübeln. LG Aylin

  9. Christin sagt

    Phantastischer Artikel, gibt mir einen kleinen Einblick in das Land. Diese Armut wird mich auch erschüttern, aber ich Reise ja luxuriös auf der Aids. Auf Grund der Pest sollte Anfangs nicht angelegt weden, jetzt an 2 Häfen im Norden. Als Fotografin finde ich die Fotos sehr gut ! Ja, was gibt man, wenn sich ähnliche Situationen ergeben, sicherlich Dollar ? Es grüsst Chritin aus Greifswald

    • Hey Christin,

      Freut mich, dass Dir der Artikel und die Fotos gefallen. Ich vermute Du meinst, dass Du luxuriös auf der „Aida“ unterwegs bist?

      Puh, mit dem Geld geben ist das so eine Sache. Wir hatten madagassische Ariary (also die lokale Währung). In der Regel halten wir es so, dass wir Dinge kaufen bzw. lokal konsumieren, weil wir glauben, dass es nachhaltiger ist, die lokale Wirtschaft zu unterstützen.

      Ich wusste gar nicht, dass Kreuzfahrten auch Madagaskar ansteuern. Was für eine Tour ist das denn?

      Liebe Grüße

      Aylin

  10. „Denn darum reise ich: Um mir die Welt in ihrer Gänze anzusehen. Mit all ihrer brutalen Schönheit. Orte zu meiden, ist für mich keine Lösung.“ – gute Einstellung. Man kennt ja die Reisenden, die nur schöne Landschaften sehen, aber bitte nicht von den Menschen im jeweiligen Land behelligt werden wollen. Dabei sind die Postkartenmotive doch eher selten, selbst in den schönsten Ländern. Wunderbare Fotos übrigens!

    • Tatsächlich wundere ich mich oft, wie manche Menschen mit Scheuklappen reisen können.

      Freut mich, dass Dir der Artikel und die Fotos gefallen. Die Farben und Motive hatten aber auch eine ganz spezielle Magie. LG!

    • Ja, irgendwie denke ich auch echt oft über diese harten Kontraste und unsere Rolle als Reisende nach. Vor allem, wenn man danach auch noch Bilder und Text produziert, die die öffentliche Wahrnehmung eines Landes mitprägen, finde ich zumindest auch wichtig, sich der Verantwortung bewusst zu sein und Worte mit Bedacht auszuwählen… Freut mich, dass Dir meine Gedanken dazu gefallen 🙂

    • Markus L. sagt

      Ein total schöner Reisebericht und tolle Gedanken zur Rolle des Tourismus in einem armen Land.

      Ich habe mir dieses Jahr auch meinen Kindheitstraum erfüllt Madagaskar besuchen und die Lemuren sehen.
      Am Ende waren es nicht nur die Lemuren (die Sifakas habe ich auch getroffen) sondern die unglaublich freundlichen, herzlichen Menschen und die gigantisch schöne Landschaft, (alles blühte und war saftig grün im April) die das Land so besonders machen.
      Auch die Osterfeiertage in dem streng Christlichen Land waren ein Erlebnis. Überall gigantische Gottesdienste unter freiem Himmel, zu dem auch Touristen eingeladen sind und am Abend dann Feiern und Festivals in jedem Dorf und ein berühmtes Zebu Rodeo, das ich mit mehreren hundert Locals durch Zufall besuchten durfte. Auch das ist Madagaskar, Lebensfreude und Optimismus trotz teilweise bitterer Armut.
      Ich habe mir einen Geländewagen gemietet und bin selbst durchs Land gefahren, so hatte ich extrem spannende Gespräche mit einigen Driver/Guides aber auch mit Einheimischen, die mein Bild von Madagaskar bereichert haben.
      Trotz der extremen Armut bin ich immer noch von diesem unglaublichen Land geflashed. Es gibt für mich keinen Grund wegen der Armut nicht nach Madagaskar zu reisen, denn wir als verantwortungsbewusste Touristen können positives bewirken, wenn wir uns richtig verhalten. Für die Menschen und die Natur. Wenn man sieht wie viele Communitys in Madagaskar plötzlich beginnen, die wenigen noch existierenden Regenwälder zu private Parks zu erklären und sogar wieder Bäume pflanzen das gibt ein klein wenig Hoffnung. All dies geschieht wegen der Touristen, mit deren Geld wird eine Schule und ein Krankenhaus im Dorf gebaut. Wer bewusst so einen Park besucht macht automatisch etwas positives für die Natur und ein klein wenig gegen die Armut. Außerdem finde ich es gut am Straßenrand anzuhalten und von einheimischen Dinge direkt zu kaufen und nicht in Touristenshops. So hart es war die bettelnden Kinder zu sehen, aber ich habe mich entschieden am Ende 150€ für ein Schulprojekt zu spenden und den Kindern kein Geld zu geben.
      Meine Erfahrung ein Land persönlich offen und intensiv zu erleben schafft Verständnis, Toleranz und Empathie. Auch für Ausländer in Deutschland. Es kann aber auch sehr traurig sein, ich war zwei mal in Myanmar eines meiner Lieblingsländer viele nette Kontakte und nun blutet mir das Herz und ich überlegt ständig wie man den Menschen helfen kann. Sehe aber dass es hier in Deutschland niemanden interessiert, es ist zu weit weg.

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