Asien, Sri Lanka
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Negombo & Wilpattu: vom Meer in die Wildnis

So müssen sich Politiker fühlen. Oder Filmstars. Wir fahren durch ein Tor. Ich öffne die Autotür, betrete den roten Kiesboden des Parkplatzes und merke: diese Art des Reisens ist mir neu. In der nächsten Sekunde halte ich einen Welcome Drink in der Hand. Jetzt sind wir also da: in Sri Lanka.

Kurz zuvor las uns unser Fahrer Dilan, den wir in den folgenden zehn Tagen richtig ins Herz schließen werden, am Flughafen auf. Im klimatisierten PKW rauschen wir direkt ins Hotel. Wir verabreden uns mit Dilan zu einer kleinen Erkundungstour später.

So effizient war ich bislang selten gereist.

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Negombo Fischmarkt

Wir gehen also über einen Fischmarkt in Negombo, 40 Kilometer nördlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Es ist ein düsterer Anblick. Schwarze Krähen eifern lautstark um die Abfälle der verwerteten Fische, am Strand sind diverse Fischsorten großflächig zum Trocknen ausgelegt. Ab und an fallen vereinzelte Tropfen aus dem feuchtwarmen, grauen Himmel auf meine verschwitzte Stirn. Die tiefen Wolken scheinen ins raue Meer zu fließen.

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Die Stimmung jedoch scheint gut zu sein. Wir blicken in freundliche Gesichter, einige begrüßen uns oder fragen einfach mal: „Where are you from?“ Wir staksen so durch den Sand, ruhig, Aylin ist noch ein wenig schüchtern.

Natürlich sind die Eindrücke erst einmal fremd. Bemerkenswerter jedoch ist, wie unmittelbar sie kommen.

Plötzlich mittendrin

Das hat diese komfortable Form des Reisens auch an sich: plötzlich ist man mittendrin in der Fremde. Keine langsame Annäherung, kein Abwimmeln von Schleppern nach der Ankunft, kein Suchen nach Bus oder Unterkunft. Man setzt sich in Deutschland ins Flugzeug und steigt praktisch erst am Fischmarkt von Negombo wieder aus. Und so stolpern wir in dieses Szenario, als fielen wir in ein lebendig gewordenes Gemälde.

Am Abend schließt sich der Kreis: im „Petit Restaurant“ finden wir einige der Meeresfrüchte dieses Marktes auf unseren Tellern wieder. Mit Knoblauch und Zitrone adrett angerichtet.

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Auf Safari im Wilpattu Nationalpark

Sunil, ein junger Bursche im Pfadfinderlook, reicht uns einen Saft, fest eingewickelte, eiskalte, feuchte Handtücher und stellt sich als „Naturalist“ vor. Bestens organisiert wirkt das Camp am Rande des Wilpattu Nationalparks im zentralen Teil des Landes. Unsere Zelte sind mit einem gemütlichen Bett, Strom und warmen Wasser ausgestattet. In der „Rest Area“ liegen Bildbände auf dem Holztisch. Hier werden wir allerdings nicht „resten“. Es geht gleich los auf Jeepsafari. Nach einer kurzen Einweisung an der Karte durch Sunil steht die Marschroute: Augen nach Tieren offenhalten und das Auto nicht verlassen.

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Wir schwingen uns auf einen Jeep, der an allen Seiten offen ist. „If you see something, knock!“ ruft uns der Fahrer noch zu, bevor er seine Tür kräftig zuschlägt. Es ruckelt, der Wind bläst uns warm ins Gesicht und neugierige Vorfreude steigt in uns auf.

Pfaue stolzieren durchs Gebüsch. Fast wie Phantasiewesen wirken diese grellen Tiere. Viel zu elegant eigentlich für diesen bodenständigen Waldabschnitt.

Ziemlich entspannter Nachmittag, denke ich, wie wir da sitzen, mit Kamera und Keksen auf dem Rücksitz. Bei „Safari“ dachte ich vorher immer an schwitzige Streifzüge durch den Dschungel mit Khaki-Hose, Tropenhelm und Fernglas. Das besondere Gefühl in den Lebensraum wilder Tiere eingedrungen zu sein, stellt sich dennoch ein.

Die Freude des Großstädters, dass er nun Tieren begegnet, die echt hier leben.

Als wir einen wuchtigen schwarzen Lippenbär erspähen, zieht sogar der Fahrer das Smartphone für ein Foto aus der Tasche. Nur der allseits ersehnte Leopard zeigt sich nicht.

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Ein Kingfisher.

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Spontane Nachtwanderung am Abend in der Nähe des Camps.

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Was bleibt?

Was mir vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist die Atmosphäre im Nationalpark. Wie wild und lebendig die Erde sein kann, wenn der Mensch sich zurückhält.

Als die Erde rötlich schimmert im warmen Licht der Abendsonne, die Silhouetten der Rehe sich am Horizont an einer Wasserstelle abzeichnen, bin ich ein dankbarer Gast, der diesen friedlich ruhenden Fleck der Erde wieder seinen Bewohnern überlassen möchte.

Und dann endet dieser Tag doch genau so, wie ich mir eine Safari vorstelle: unter dem Sternenhimmel knistert das Lagerfeuer, die Grillen zirpen und das Lion Bier schmeckt heute ganz besonders.

Echte Live-Eindrücke aus Sri Lanka gibt´s in unserem Reisetagebuch-Video auf Youtube:

Vielen Dank an Erlebe-Fernreisen, die diese Erfahrung möglich machten. 

Kategorie: Asien, Sri Lanka

von

Stefan ist ein echter Travel Enthusiast! Sprachen und Reisen sind seine Leidenschaft. Darum hat er auch Englisch und Spanisch studiert. Seit der Weltreise krempelt er seine Karriere gerade komplett um. Seine Lieblingsthemen: das Unbekannte und Outdoorabenteuer.

4 Kommentare

  1. Pingback: Elefanten Wonderland {Safari im Minneriya Nationalpark} | Today We Travel

  2. Stefan sagt

    Ha, interessant – die sind uns in Wilpattu jetzt nicht vor die Linse gelaufen. Wir haben später noch eine Safari im Minneriya Nationalpark gemacht, wo es vor Elefanten nur so wimmelte.

    Liebe Grüße

  3. Pingback: Storytelling-Monatsrückblick September - Bezirzt

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