Reihe 27. Sitz K. Die Müdigkeit übertüncht alles, sie legt sich wie ein Schleier über meine Wahrnehmung. Die rabenschwarze Nacht wird nur durch das rote blinken der Warnlichter an den Tragflächen unterbrochen. Der ältere, beleibte Mann schräg gegenüber ist nach zwei Gläsern Rotwein und dem ersten Teil der „Bourne Identity“ mit Kopfhörern eingenickt. Stefan hat sich bereits neben mir eingerollt, so gut es eben geht mit ein paar Zentimetern Beinfreiheit in der Economy-Class.
Das letzte Wochenende war ganz sicher eines der intensivsten, emotionalsten und anstrengendsten meines Lebens. Und eines der Schönsten. Beinahe seit einem Jahr wurde es besprochen, geplant, herbeigesehnt, antizipiert. Die kleinen und großen Dramen im Vorwege, die wohl einfach dazugehören, haben wir mit Humor genommen. Ab und zu flossen auch ein paar Tränen: der Vorfreude, der Überwältigung, manchmal, weil´s einfach zu viel wurde. Nicht, dass der Stress tatsächlich so groß gewesen wäre.
Es ist der von außen an einen herangetragene und letzten Endes eigens übernommene Erwartungsdruck: Geht es schließlich um den schönsten Tag unseres Lebens. Die Krönung unserer bisherigen Beziehung. Keine Generalprobe. Keine Wiederholung. Und wie bei jeder Reise hat sich auch in diesem Fall bestätigt: Nicht alles lässt sich planen und nicht alles muss geplant sein. Denn die Dinge fügen sich, so oder so. Sogar das norddeutsche Wetter war uns an diesem Septemberwochenende hold.
Ich frage mich, was ich wohl vergessen habe, einzupacken. Mein Rucksack für vier Wochen Reise wiegt nur 5,5 kg. Stefans immerhin 11kg. Meinen Kontaktlinsenbehälter habe ich zumindest schon einmal vergessen, aber irgendwie passt es auch zu unserem neuen Lebensabschnitt, dass wir uns heute Nacht einen Kontaktlinsenbehälter teilen.
Fortan ist es keine Notlüge mehr, wenn wir in konservativen Ländern „husband“ and „wife“ zueinander sagen. Fortan sind wir das: Mann und Frau.
Vier (Flitter)Wochen auf Sri Lanka
Wie so oft bei unserer Länderwahl fiel die Entscheidung schnell. Man könnte ja meinen, als Reiseblogger recherchierten wir im Vorwege ewig und wägten ein dutzend Faktoren ab. Ich muss gestehen, dass sich auch das immer irgendwie fügt: einer schlägt was vor, ne Stunde im Internet surfen, Preise checken und in der Regel sind wir dann schon fertig. Vielleicht liegt das daran, dass wir keine Bucket List pflegen, sondern neugierig auf alles sind.
Günstige Flüge waren schnell gebucht und eine weitere glückliche Fügung führt dazu, dass Erlebe-Fernreisen uns die Planung der ersten Tage unserer Reise abnimmt. Das Planen einer Reise vor Ort, zu überlegen, wann man mit welchem Transportmittel wohin fährt, die Mühen und Beschwerlichkeiten, die das Reiseleben eben so mit sich bringt: Ich mag das. Doch nach all den Hochzeitsvorbereitungen ist es erleichternd, anfangs das Steuer aus der Hand zu geben und nur sehen, erleben, genießen zu dürfen.
Stefan ist nun wieder wach und irgendwie passt diese nächtliche, ruhige, schlaftrunkene Stimmung im Transitraum Flugzeug so ganz wunderbar zum Übergang in unseren neuen Lebensabschnitt, der passenderweise mit einer Reise eingeläutet wird.
Und der Rest, der fügt sich sowieso.
Übrigens: die wunderbaren Fotos wurden von Gina & Chris von A Wild Escape gemacht- wir sind ganz entzückt!