Outdoorfans aufgepasst! Wer beim Gedanken an wolkenförmige Schäfchen, karges Hochland und wilde Küsten direkt losziehen möchte, der gehe nach Wales. Die passenden Tipps für eine wanderlastige Reise rund um den Snowdonia Nationalpark gibt’s bei uns.
Im Frühling packt mich so ein Kribbeln. Wenn die Tage länger werden, die ersten zarten Sonnenstrahlen die kühle Winterluft vertreiben und das winterliche Grau einem frischen Grün weicht, fühlt sich das nach Neubeginn an. Ich möchte raus, der Wind soll meinen Kopf lüften, frische Gedanken brauchen ja Platz.
Das kleine Land Wales im Südwesten Großbritanniens bot sich spontan an, wir fanden günstige Flüge nach Manchester. Ein paar Fotos vom Snowdonia Nationalpark hatten sich anscheinend in der Instagram, Facebook & Co. Bilderflut mental durchgesetzt, sodass wir spontan dachten: Im Frühling auf den Snowdon, den höchsten Berg von England und Wales, zu kraxeln- das passt. (Stefan gefiel übrigens die Wanderung auf den Snowdon so gut, dass er einen Artikel dem Glücksgefühl beim Wandern widmet.)
Unsere Tipps für eine Reise nach Wales
Obwohl Wales recht klein ist, wollten wir nach 12 Tagen nicht fort. Urige Dörfer, schroffe Klippen und diese unendliche Weite- herrlich! In Wales spricht man übrigens Walisisch (neben Englisch). Darum haben die Orte putzig klingende Namen wie Llandudno, Caernaforn oder Betws-y-Coed. Wer nach Wales reist, der wird auf freundliche, hilfsbereite Menschen treffen und in altmodischen Cafés zum High Tea einkehren. Abends sitzt man dann mit ziependen Waden und roten Wangen im Pub vor einem Pint Bier, den Kopf frei trotz (oder dank) der neuen Eindrücke. Für jene, denen bei dieser Vorstellung nun auch die Beine kribbeln, verrate ich unsere Lieblingsorte und Tipps für eine Reise nach Wales:
#1 Llandudno: Wanderung auf den Great Orme
An der Nordküste von Wales liegt das Seebad Llandudno direkt am Meer. Hier ist die Welt anscheinend stehengeblieben: Altehrwürdige, pastellfarbene, viktorianische Häuser mit gepflegten Vorgärten säumen die Promenade. Kinder sitzen gespannt vor dem Kasperletheater an der Pier, auf der Eiscreme und unverschämt lecker duftende Donuts verkauft werden. Die größte Gaudi findet in den Spielhallen statt, in denen Teenager motiviert probieren, ihrem Schwarm ein Plüschtier mit dem Greifer zu gewinnen oder Rentner ihr Glück mit dem „Pfennigspiel“ versuchen.
Lohnenswert ist eine Wanderung auf den Great Orme (207m), einer Bergkuppe, an dessen Fuß sich Llandudno schmiegt. Eine Standseilbahn fährt Gehfaule den kurzen, aber steilen Weg für 7,50 Pfund hinauf. Diverse Wanderwege überziehen den Great Orme und auf dem Marine Drive kann man die Küste entlangwandern. Mit etwas Glück sieht man neben den unzähligen Schafen auch bärtige Kaschmirziegen, die jeden Hipsterbart in den Schatten stellen.
Hier geht’s zur Website der Great Orme Tramway.
Foodie Tipps in Llandudno
- Richtig fette Burger gibt es in Harveys New York Bar and Grill.
- Für Selbstversorger: Der Sainsbury’s Local Supermarkt hat sogar sonntags geöffnet.
#2 Conwy: Der Küstenweg zum Schloss
Von Llandudno führt ein flacher Küstenweg entlang der Dünen bis nach Conwy. Das imposante Conwy Castle erblickt man schon von Weitem. Conwy selbst ist ein mittlealterliches Dorf. Auf der alten Stadtmauer kann man das historische Zentrum umrunden und von oben in die Hintergärten spähen.
Foodie Tipps in Conwy: Parisella & The Press Room Café
- Riesige Eiskugeln vom lokalen Traditionseismacher Parisella gibt es direkt am Hafen von Conwy. Das Eis ist zwar nicht gerade günstig, aber sehr lecker (ca. 2 Pfund pro Kugel).
- Im The Press Room Café gibt es leckeren Kaffee und Welsh Rarebit. Ein englischer Freund bezeichnete diese walisische Spezialität als „it is only bread with cheese“, was auch irgendwie stimmt. Trotzdem ist Welsh Rarebit verdammt lecker. Besonders mit Brie und Cranberries. Hier geht’s zur Facebookseite vom Press Room Café.
#3 Wanderungen rund um Caernarfon
Wandertipp #1
Klassiker: Der Llanberis Path auf den Snowdon
Vom kleinen Küstenort Caernarfon kann man diverse Tageswanderungen unternehmen. Die bekannteste ist die Wanderung auf den Mount Snowdon (1085m). Es gibt sechs verschiedene Routen, die auf den Snowdon führen. Wir sind die längste, technisch aber einfachste Llanberis Route gelaufen. Der Weg erstreckt sich über 7,5km und erfordert nur Kondition. Eine hervorragende Übersicht mit Karten findet man auf den Seiten des Nationalparks.
Wandertipp #2
Walisisches Hochland: Cwm Bychan und Aberglaslyn Pass
Eine weitere dreistündige Wanderung startet und endet im charmanten Steindorf Beddgelert. Die 7 km lange Wanderung führt entlang eines Flusses, dann steigt man durch ein kleines Waldstück hinauf und wandert durch das karge walisische Hochland. Der Abstieg ist steil und endet am Llyn Dinas (einem See). Von dort wandert man entlang des Glaslyn Flusses wieder nach Beddgelert. Hier findet man eine Karte für die Wanderung ab Beddgelert.
Wandertipp #3
Schafswiesen & Wald: Von Rhyd Ddu nach Beddgelert
Das walisische Hochland ist karg, aber es gibt auch Wald in Wales. Vom 37-Einwohner-Dorf Rhyd Ddu führt ein 7,5 km langer Wanderweg zuerst über weite Schafswiesen und dann durch den Beddgelert Wald. Der Weg ist gut ausgeschildert (dem blauen Punkt folgen). Mit etwas Glück (oder gutem Timing) kann man die historische Lokomotive von oben durch das Tal fahren sehen. Dauer: ca. 2,5 Stunden.
Anreise Wales
Wir reisen am liebsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. In Wales klappt das mit ein wenig Planung prima. Das Zugnetz ist gut ausgebaut- man sollte für Sparpreise rechtzeitig online buchen. Es gibt auch Fernbusse (zum Beispiel National Express), ein Vergleich lohnt sich. Innerhalb des Nationalparks fahren lokale Busse. Hier findest Du eine Übersicht der lokalen Busse und Fahrpläne im Snowdonia Nationalpark.
Übernachten | Bed & Breakfast | Hostel
Llandudno: The Chelsea
Am Fuße des Great Orme und nah an der Pier befindet sich das kleine, feine Chelsea Bed & Breakfast. Das familiengeführte Hotel hat acht Zimmer, manche mit einem tollen Ausblick. Das typische englische Frühstück wird in einem sehr hübschen, altehrwürdigen Zimmer serviert.
Adresse The Chelsea Bed & Breakfast:
The Chelsea, 67 Church Walks, Llandudno, Gwynedd, LL30 2HG
Kosten: Doppelzimmer ab 65 Pfund (rund 73 Euro/ Nacht) inkl. Frühstück.
Extra-Tipp: Wer über die Website des Chelsea bucht, erhält 5 Pfund Rabatt.
Caernaforn: The Totters Hostel
Im historischen Stadtkern des Städtchens Caernaforn befindet sich das familiengeführte Totters Hostel. Die Zimmer sind sauber und gemütlich eingerichtet. Das Hostel befindet sich in einem schönen Stadthaus und die Besitzer sind sehr relaxt, hilfreich und super freundlich. Es gibt eine Gemeinschaftsküche, Bücher zum Tauschen und einen Fernsehraum.
Adresse The Totters Hostel:
Plas Porth Yr Aur, 2 High Street, Caernarfon, LL55 1RN
Hier geht’s zur Website des The Totters Hostel.
Kosten: Doppelzimmer ab 44 Pfund/ Nacht (rund 50 Euro) | Bett im Schlafsaal ab 18,50 Pfund/ Nacht (rund 21 Euro).
Die karge Landschaft, das raue Klima und die Abstinenz der Großstadt sind genau richtig, um sich den Kopf freizulaufen. Wales bietet noch zahlreiche Wege, für die ich zurückkehren möchte.
Doch bevor wir uns nun nach Deutschland zurückbegeben, tanken wir noch ein wenig Kultur in Manchester und Liverpool.
Noch mehr Wales
Die Halbinsel Gower in Wales sieht auch fantastisch aus. Bei Anemia Travels findest Du ein Interview mit dem Fotografen Nigel mit vielen Fotos.
Anika Landsteiner von Ani denkt war auf Anglesey, sieht ebenfalls fantastisch aus.
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Ein wirklich toller Artikel, liebe Aylin! Und so schön geschrieben :). Da bekomme ich direkt Lust auf eine Reise nach Wales, auch wenn ich eigentlich erstmal nach Irland wollte…
Liebe Grüße
Marileen
Danke, liebe Marileen. Wales ist wirklich ganz zauberhaft- aber bestimmt ist Irland auch total schön, da waren wir noch gar nicht. Falls du also bald hinfährst, bin ich gespannt auf deine Tipps . Ansonsten ist Wales wirklich gut erreichbar, via Manchester (ab Bremen)… und auch die Stadt hat uns mit ihrem künstlerischen Industriechic begeistert. Dazu schreiben wir auch bald
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