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Literaturtipp: Weltherz | Interview mit Markus Steiner

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Wenn Andreas Altmann ein Buch empfiehlt, dann muss es gut sein! In “Weltherz” erzählt Markus Steiner wortgewaltig von seiner 14-monatigen Weltreise und den Begegnungen unterwegs. Vor allem aber geht es um seine stete Suche nach Freiheit. // Buchempfehlung & Interview.


Wir trafen Markus bei einer seiner Lesungen und stellten ihm ein paar Fragen:

Markus, in Deinem Buch geht es vor allem darum, dass Du Freiheit suchst. Hast Du sie unterwegs gefunden?

Irgendwo in eine Landschaft kippen, nicht wissen, was passieren wird, dass es nachher anders ist, dass ich vom Wegesrand etwas aufgelesen habe, was mich reicher macht – das mag ich am Reisen.

Es muss nicht immer Schönes sein. Unbekanntes, Unerwartetes, Ungeplantes. Das Glück im Zufall finden, der sich anschleicht oder beharrlich brüllt. Ohne Instagram-Filter, unbehauen, unverstellt, echt.

Abenteuer & Freiheit beginnen, wo jede geteerte Straße versiegt. Wo die Schlaglöcher weiter werden. Wo man wach sein muss, mit weit aufgerissenen Augen und Ohren. Wenn mich dieses Gefühl überfällt, dann fühle ich mich frei. Mit der Freiheit ist es ja so: Sie ist flüchtig wie die Timeline auf Facebook. In WELTHERZ berichte ich davon, wie ich begann, zu tun, was ich wirklich wollte. Nicht mehr, was ich tun sollte. Ein waches Leben. Freie Tage. Ohne Eile. Hin und her schwingen, nicht festfrieren. Ich versuche, zu sehen und zu fühlen. Schreiben als mein Anker. Für ein kreatives Leben. Um nicht aus der Welt zu stürzen. Bukowski schrieb: »Schreiben ist eine Krankheit. Ich bin froh, dass sie mich befiel. Es gibt keine bessere Art dem Tod ins Gesicht zu spucken.«

Wenn Du Deinem Ich von vor der Reise etwas auf den Weg mitgeben könntest, was wäre es?

Alles beginnt mit weniger. Du musst keine Angst haben, einfach zu tun, was Du wirklich willst. Sei schöpferisch. Suche Verbindung. Erobere Weite. Erfahre Natur. Liebe. Was das Reisen angeht: Nichts erwarten. Langsam reisen, treiben lassen. Vertrauen haben. Leben.

Du hast viel erlebt, unter anderem wurdest Du ja in Indien schwer krank. Gab es einen Moment auf Deiner Reise, an dem Du ernsthaft abbrechen wolltest?

Abbrechen – wäre so herrlich komfortabel gewesen. Doch jeder Komfort betäubt unsere Sinne. Natürlich habe ich bei indischem Fieber, auf feuchten Laken liegend, gejammert. Natürlich saß ich mit Höhenkrankheit im Himalaja nicht gerade auf der Stimmungsdachterrasse. Glücklicherweise aber, lauschte ich dem Sound meiner Sinne. Und dort standen die Segel auf: Aufbrechen. Leben! Denn in den vierzehn Monaten unterwegs hatte ich mir ja einen unglaublichen Luxus gekrallt: meine Zeit. Ich verschüttete keine Zeit mehr. Ich war da. Ich war (ich bin) frei, alles zu tun.

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Wandern im Himalaya.

So ein Schreibprozess ist ja auch noch einmal die Gelegenheit, die Reise zu reflektieren. Und so vielfältig die Erlebnisse auf einer Reise sind, man muss ja einen roten Faden durch die Geschichte weben, damit ein Buch funktioniert. Gibt es etwas, das Du daher nicht ins Buch geschrieben hast?

Ich reise, um vom Leben zu erzählen. Und schreibe, um zu leben. Quentin Tarantino meinte mal, um ein gutes Drehbuch zu schreiben, müsse man einfach den langweiligen Scheiß weglassen. Die Klarheit, die Exaktheit, die Genauigkeit – das ist Schreiben. »Als Schriftsteller fotografiere ich mit Worten, was ich sehe«, sagte Bukowski. Das Abenteuer besteht im Sehen, lernte ich im Himalaja, auf dem Weg zum Everest. Da pulsiert so eine Sehnsucht in mir, nach Wirklichkeit & Echtheit, in dieser von Seelenunruhe befallenen, taumelnden Welt. Beobachten, bis sich was entfaltet. Ich schreibe auf, was passiert, was ist. Lebendiges, Bewegendes. Schönes oder Schmerzhaftes. Das tropft aufs Papier. Der Rest interessiert mich nicht.

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Was sind Deine nächsten Projekte, wie geht es weiter?

Alles kommt, wie es kommt. Müssen es immer Pläne sein? Seitdem ich keine Ziele mehr verfolge, nichts erreichen muss, lebe ich leichter & reicher. Ich möchte nicht jede Minute meines Lebens zerpflücken. Ich will die Freiheit der Einfachheit. Gerade komme ich aus Guinea-Bissau, ein kleines, lustiges Land in Westafrika, in dem sie einen halben Meter lange Ratten zum Frühstück essen.

Quer durch die Republik lese ich aus WELTHERZ, bin im April und Herbst auf Lese-Tour. Dann wieder los, die Straße runter. Dann fühlen, was die Reise mit mir macht. Einen Monat Welt vielleicht. Oder zwei, oder drei. Vielleicht ein Jahr abhauen. Solange aber, wie meine Angst vor der Routine mir flüstert: Aufbrechen! Oder meine müde Reiseseele reklamiert: Ende der Durchsage.

Markus’ Lesereise geht also weiter: Lernt ihn persönlich kennen und lauscht seinen Erzählungen live.

In BREMEN könnt ihr ihn bereits am Donnerstag, 12.04.2018, treffen:

Café INS BLAUE
Uhrzeit: 20 Uhr
Ort: Ins Blaue Café, Am Hulsberg 17, Bremen
Eintritt: Frei

Am Abend der Lesung wird übrigens auch ein Exemplar des Buches “Weltherz” vor Ort verlost. Mehr Infos zur Lesung findet ihr auch auf der Facebook-Seite von Markus.

Weitere Lesetermine von Markus Steiner findet ihr auf der Weltherz Website.

Bei Bremen Vier hat Markus mit Malte Völz über sein Buch geplaudert, hört doch mal rein.

markus steiner weltherz autor Markus Steiner verbrachte seine Jugend in Bremen, später zog es ihn in die weite Welt: Chicago, Sydney, Odense, Warwick. Seine erste Karriere führte Markus nach München, wo er erfolgreich als Marketingmanager durchstartete. Dann: Job gekündigt, Rucksack gepackt, raus in die Welt. Mittlerweile lebt Markus in Lissabon. „Weltherz“ ist sein Debüt, und wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung.
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Aylin zählt sich zur Generation (wh)Y und liebt es, Dinge zu hinterfragen, herumzuphilosophieren und das Leben aus allen Perspektiven zu beleuchten. Gerne auch mit ihrer Kamera. Der zweite Kaffee am Frühstückstisch ist für sie der Inbegriff von Luxus (Zeit + Genuss = Lebensfreude). Wollte mit zart-naiven 16 Jahren mal Journalistin werden und die Welt retten, dieser Blog ist quasi die Erfüllung ihres Mädchentraums.

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