Klonk- unsanft prallt mein Hinterkopf gegen die Metalllehne des Busses und weckt mich auf. Im Trancezustand blinzele ich aus dem Busfenster und alles sieht noch genau so aus, wie vor einer Stunde: pinke, blaue und gelb-grüne Taxis, Tuk Tuks, Pick Up Trucks. Zwischendrin schlängeln sich Mopeds durch jede noch so kleine Nische. Es knattert und hupt und knattert. Wir sind seit über 20 Stunden unterwegs und der Verkehrsgott Bangkoks meint es nicht gut mit uns. Wir wollen dahin, wo man hin muss als Backpacker: zur Khao San Road.
„Khao San Road!“ – plötzliche Ankunft
Zwischen die Rucksäcke gequetscht döse ich vor mich hin und werde erst aus meinem Müdigkeitsdelirium gerissen, als die Ticketverkäuferin des Busses uns hektisch aus dem Bus scheucht: Khao San! Khao San! Also wuchten wir unsere Rucksäcke auf (übrigens: Stefan 12 Kg, ich 9 Kg) und springen raus in die schwüle Mittagshitze. Nach 30 Sekunden verschmelzen T-Shirt und Rucksack und backen sich an uns fest wie Sand an nassen Füßen. Auf Schlafentzugsdroge wandeln wir die Straße hoch, winken jedem Taxi- und Tuk Tuk Fahrer leidend ab und fallen ins erstbeste Bett eines Hostels mitten auf der Khao San Road.
In Bangkok ist jeder Stadtteil, manchmal jeder Straßenzug, ein eigener lebendiger Mikrokosmos. In jedem Winkel befindet sich Leben, jede Gasse, jede Nische beherbergt jemanden. Und so hat sich auch das Backpackervolk ein paar Straßenzüge zu Eigen gemacht und dort eine Parallelwelt geschaffen. Mitten in Banglamphu findet täglich ein greller Jahrmarkt statt- Ballermann meets Bangkok. Die Khao San Road ist ein Backpackerghetto, die komplette Infrastruktur auf Rucksacktouristen ausgerichtet. Aus jeder Ecke schreit ein Angebot entgegen: Maßgeschneiderter Anzug? iPod? Thai-Massage? Fish-Spa? T-Shirt? Ein Bier geht doch immer?!
In mehreren Ebenen ordnen sich Händler und Käufer an- in den Häuserverschlägen die Bars, Hostels, Schneider, in zweiter Reihe allerlei Krams: Modeschmuck, Elektrospielzeug, Souvenirs. Im Zentrum fließen Vorbeischlenderer, Taxis und Tuk-Tuks aneinander vorbei- stets umsäumt von Garküchen, die mit Pad Thai (gebratene Nudeln mit Schwein, Rind oder Hühnchen, Ei und Gemüse), Wurstspießen, Ananas, Mango und Kokosnusseis serviert in –wie soll es anders sein- einer Kokosnuss, locken. Je später die Stunde, desto lauter die Bässe der Bars, die auch die zweite und dritte Etage der Häuser einnehmen. Das Wummern der Boxen wird vom „Wooooh“ der Damenwelt angeheizt, die damit jeden Charthit begrüßt.
„Ping-Pong?“ unterbricht es die Reizüberflutung
Und dann hält uns der Typ ein, nennen wir es mal, Menü vor: Banana in Pussy, Fish in Pussy, Ping Pong in Pussy. Aha, daher kommt also der Name. Anscheinend ist das Ganze nicht legal, zumindest lässt der Typ kein Foto vom „Menü“ zu und wo diese spezielle Show dargeboten wird, bleibt auch unklar.
365 Tage im Jahr atmet die Khao San Road Backpacker ein und spuckt sie durchnächtigt, betrunken vor Glück und Alkohol oder einfach nur genervt, wieder aus. Ein Bummel über diesen Jahrmarkt lohnt sich. Wie bei der Achterbahnfahrt gilt nämlich: entweder dreht sich der Magen um oder man ruft taumelnd „nochmal“!
Ich hatte an der Khao San Road eine Thai-Massage genossen – sehr zu empfehlen!
Sehr schön, Sven! Weiterhin viel Spaß beim Reisen!
Spannung pur
Ja- auf jeden Fall einen Besuch wert 🙂