Fotografieren heißt, die Welt festzuhalten. So wie ich sie gerade sehe. Etwas einzufangen, dass ich nicht nur mit den Augen, sondern mit dem Herzen wahrnehme. Das kann etwas Groteskes, Schmuddeliges, Wunderschönes oder Banales sein. Es muss mich bewegen. Gefühle auslösen. Auf Madagaskar versuchte ich mich das erste Mal daran, Menschen zu portraitieren. Schüchtern. Zaghaft. Respektvoll. Das Ergebnis präsentiere ich euch hier. Eine Fotoreportage.
„Das Wesen des Menschen bei der Aufnahme sichtbar zu machen, ist die höchste Kunst der Fotografie.“
Friedrich Dürrenmatt
Auf Madagaskar baten mich viele Menschen, sie zu fotografieren. Eine glückliche Fügung, wollte ich mich doch das erste Mal ans Portraitieren von Menschen herantrauen.
Ich erinnere mich noch genau an den ersten Tag mit meiner neuen DSLR. Ein kalter, kurzer Februartag in Hamburg. Dieses klobige Ding baumelte um meinen Hals, ich traute mich an dem Tag tatsächlich nur drei Fotos zu schießen. Ich war zu unbeholfen und schüchtern.
Das war vor 2,5 Jahren. Meine Kamera und ich, wir haben uns eingegroovt.
Mittlerweile ist die Fotografie mein Flow-Zustand. Mit meiner Kamera in der Hand vergesse ich die Zeit, scanne meine Umgebung nach Motiven, Perspektiven und Kompositionen ab.
Ich lerne mit meiner Kamera neu zu sehen.
Die folgenden Aufnahmen entstanden immer spontan und schnell. Natürliche Posen, so, wie sich die Menschen darstellen wollten. Mir war wichtig, dass sich niemand „abfotografiert“ fühlt, sondern sich einfach so zeigt, wie er oder sie es möchte. Das Licht war oft ungünstig, manchmal ist der Hintergrund sehr unruhig. Trotzdem begeistern mich auch heute noch die Gesichter Madagaskars, die ihre eigene Geschichte erzählen.
Menschen auf Madagaskar | Portraitserie
Verkäuferin. Antsirabe. | Wir hielten in einem kleinen Dorf kurz hinter der Großstadt Antsirabe. Ein kleiner Markt interessierte uns, wir wollten Proviant kaufen. Die Frau auf dem Foto verkauft frische Erdnüsse. Sie bat mich, sie zu fotografieren, nachdem ich verschiedene Frauen auf dem Markt portraitierte.
Schlachter. Antsirabe. | Auf dem Markt in Antsirabe posierte dieser junge Schlachter für mich und wetzte seine Messer.
Fidèle. Antsirabe. | Wir verließen gerade den Markt von Antsirabe, als uns dieser ältere Herr ansprach. Fidèle, etwa 65 Jahre alt, ist Rentner. Früher arbeitete er für das Militär. Er war sehr neugierig, was wir auf Madagaskar machen und wie uns sein Land gefällt.
Frank. Antsirabe. | Frank arbeitet in der Tourismusindustrie. Der Belgier ist mit einer Madagassin verheiratet und lebt bereits viele Jahre auf der Insel.
Restaurantbesitzerin. Fianarantsoa. | Ein kurzer Zwischenstopp. Auf Madagaskar sind die Distanzen groß, die Straßen schlecht. An langen Fahrtagen ist da das Mittagessen ein kleines Highlight. Wir aßen in einem kleinen Lokal, es gab drei Plastiktische und für uns Soup Chinoise. Dazu die süßeste Apfelfanta der Welt.
Maler. Ambositra. | Freihand zeichnet dieser Künstler auf Stoff. Chamäleons, Baobabbäume, Frauen mit Krügen. Er wollte am liebsten bei der Arbeit fotografiert werden.
Kunsthandwerker. Ambositra. | Das Zebuhorn wird auf Madagaskar für Kunsthandwerk genutzt. Auf diesem Bild schleift und poliert ein Handwerker einen Löffel.
Helene. Ambositra. | Wir trafen Helene in einem Papierworkshop, einem reinen Frauenprojekt. Sie stellt hier Karten aus handgeschöpftem Papier her, das kunstvoll mit Blüten oder ausgeschnittenen Motiven verziert wird.
Fischerin. Ranomafana. | Auf dem Weg in den Nationalpark Ranomafana fuhren wir an dieser Straßenverkäuferin vorbei. Sie verkaufte Krebse, die sie mit ihrem Mann aus dem Fluss gefischt hat. Die Krebse sind eine Delikatesse in dieser Region.
Jean. Tourguide, Ranomafana. | Unser Guide im Nationalpark Ranomafana. Er ist 36 Jahre alt. Nach der Tour stellte sich heraus, dass der 16-jährige Tier-Spotter, der uns begleitete, sein Sohn ist.
Sonntags in der Kirche
Die folgenden Fotos entstanden an einem Sonntag Vormittag. Wir hielten in einem kleinen Dorf zwischen Fianarantsoa und Antsirabe. Vor der Kirche war eine Menge los, die Predigt lief sogar noch. Selbst die hintersten Stehplätze der Kirche waren voll, so dass sich viele Menschen vor der Kirche aufhielten.
Verkäufer bei Antsirabe. | Es gibt eine Art süßen Reiskuchen, der am Straßenrand auf Madagaskar verkauft wird. Zuerst dachte ich, es handele sich um Fleisch oder Fisch- doch die dunkle Schale stellte sich als Bananenblatt heraus. Innen befindet sich eine klebrige, zuckrige Reismasse, gemischt mit Honig und Ananas. Wir kauften ein Stück bei diesem Straßenverkäufer, seine Frau stellt den Kuchen täglich her.
Antananarivo. Stempelmacher. | In Tana auf dem Analakely Markt kann man Stempel kaufen. Als kleines Souvenir kauften wir uns einen Lemurenstempel bei diesem Mann. Er schnitzte das Motiv freihändig aus dem Stempelgummi heraus.
Du interessierst Dich für eine Reise nach Madagaskar? Hier haben wir alle Infos zur Madagaskar-Reiseplanung zusammengefasst. Lemurenfotos und ein Wanderhighlight, das Tsaranoro-Valley, gibt es ebenfalls.
Offenlegung: Unsere Madagaskarreise wurde von Erlebe-Fernreisen unterstützt- vielen Dank für die Beratung und dieses unvergessliche Reiseerlebnis!
Wow – wirklich tolle Bilder von eurer Reise. Darf ich fragen, mit welchem Objektiv du bei Portraits bevorzugt arbeitest?
Hi Christina,
wie toll, dass Dir meine Fotos gefallen. Die Portraits habe ich überwiegend mit einem 50mm (1.8) Objektiv fotografiert (auf einer Kamera mit APS-C Sensor). Das ist eine recht günstige Festbrennweite, die sich aus meiner Sicht sehr bewährt hat.
Liebe Grüße
Aylin
Einfach nur magisch.
Dankeschön, freut mich, dass Dir unsere Fotos gefallen!
Vorher hätte ich nie gedacht, dass Fotos uns etwas erzählen können. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, in dem es so viele Fotos von zufälligen Menschen gibt, habe ich etwas über das Leben in Madagaskar verstanden.
„Fotografieren heißt, die Welt festzuhalten. So wie ich sie gerade sehe. Etwas einzufangen, dass ich nicht nur mit den Augen, sondern mit dem Herzen wahrnehme. Das kann etwas Groteskes, Schmuddeliges, Wunderschönes oder Banales sein. Es muss mich bewegen. Gefühle auslösen…“ -goldene Worte.
Vielen Dank!!
Great photos, Aylin 🙂
Thanks 🙂