Die Erwartungshaltung: Pauschaltouristen und Betonklötze. Die Überraschung: Alicante geht voll! Dank blumenbehangener Altstadtfassaden, aromatischen Tapas und einer prunkvollen Burg, die über all dem thront. Nun denk Dir dazu einen knallblauen Himmel und wärmende Frühlingssonne- bienvenido a Alicante!
Inhaltsverzeichnis
- Highlight: Blick vom Castell de Santa Barbara
- Park La Ereta
- Einkaufen auf dem Mercat Central
- Insidertipp: Ausblick vom Castell de San Fernando
- Altstadtviertel: Casco Antiguo
- Hafenpromenade & Strand: Explanada de España & Playa del Postiguet
- Restaurants & Cafés in Alicante
- Anreise Flughafen Alicante
- Zugverbindungen Alicante
- Google Maps: Alle Sehenswürdigkeiten auf der Karte (zum Abspeichern)
Als unser Flieger auf der Landebahn aufsetzt, klatscht das halbe Flugzeug. Nicht, dass wir irgendwo über den Alpen im Unwetter taumelten oder der Kapitän vorab ankündigte: „So allemann, bitte einmal anschnallen, ich mach das zum ersten Mal“. Die Leute drückten durch das rhythmische Aufeinanderschlagen ihrer Hände einfach ihre Freude aus, endlich in der Sonne, in der besten Zeit des Jahres, kurzum: in Alicante, angekommen zu sein.
Das Klatschen im Flugzeug ist ein Relikt aus frühen Fliegertagen, damals, als Fliegen noch Luxus war, man immer etwas -meist Warmes- zu essen bekam und mindestens drei, besser vier, Stunden vor Abflug nervös am Flughafen herumtigerte.
Ich erinnere mich noch an eine der seltenen Flugreisen, die ich als Kind unternahm: Meine Mutter weckte meine Geschwister und mich in der Herrgottsfrüh, aber das war natürlich nicht notwendig: Ich war ja schon vor Aufregung wach. Dann zurechtfinden am riesig wirkenden Bremer Flughafen, dieses besondere Ziehen im Magen, als der Ferienflieger in Richtung Teneriffa vom Boden abhob.
„Damals, da war Fliegen ein einmaliges Erlebnis, dem man mit Ehrfurcht begegnete. Damals, da hab ich enthusiastisch geklatscht.“
Die Entzauberung des Fliegens
Mittlerweile ist das Fliegen entzaubert: Teilweise billiger als ein Zugticket und wie im Zug muss man (meist) für den Kaffee zücken. Wie die kostenlose Zeitschrift, die eine adrette Stewardess zur Begrüßung überreichte, schwand auch das Luxusempfinden beim Fliegen.
Nur im Ferienflieger- in dem Menschen sitzen, die einmal im Jahr mit Badehose und Strandmatte ausgerüstet an die türkische Riviera oder die Costa Brava fliegen- hat sich das Klatschen gehalten.
Der Focus entlarvt dieses Verhalten direkt auf Platz 1 der „5 Peinlichkeiten, die nur unerfahrenen Fliegern passieren“:
„1. Klatschen nach der Landung.
Der Klassiker: Wenn der Flieger auf der Startbahn aufsetzt, applaudieren manche Passagiere. Wer das tut, kann sich gleich ein Schild mit der Aufschrift „Fliege zum ersten Mal“ umhängen. Auch wenn Sie sich freuen, sicher am Zielort gelandet zu sein, machen Sie das lieber im Stillen. Vielflieger finden das Klatschen nach der Landung nämlich einfach nur blödsinnig.“
Quelle: Focus online vom 06.07.2018
Dem mondänen Vielflieger und überhaupt echten Reisenden ist das Klatschen unangenehm. Wenn nicht gar: höchst peinlich. Steht es doch für den Idealtypus, von dem man sich als Individualreisender distanzieren möchte: Dem -Achtung Vulgärausdruck- P A U S C H A L T O U R I S T.
Urlaub mit Deutschland
Seit Stefan unter der Woche Kindern und Jugendlichen Englisch und Spanisch beibringt, aka also Lehrer ist, machen wir gemeinsam mit Deutschland Urlaub. Vorletzten Frühling war es Wales, letztes Jahr Griechenland. Dieses Jahr entschieden die -für die Ferienzeit- verhältnismäßig günstigen Flüge gepaart mit unserer Sehnsucht nach Sonne: Spanien it is!
Bei Alicante haben wir allerdings keine positiven Assoziationen (zu touristisch, zu zubetoniert, Hilfe Ballermann-Flair etc.). Eigentlich sind wir nur hier, weil es einen Direktflug von Bremen nach Alicante gibt.
Das Klatschen verhieß also nix Gutes.
Einen vollen Tag möchten wir der Stadt trotz unserer Skepsis geben. Vielleicht ist es auch nur unsere Faulheit, denn wir landen um 22 Uhr und wollen am nächsten Morgen ausschlafen.
24 Stunden in Alicante
Das 1-Sterne-Hotel San Remo liegt inmitten des Zentrums. Eine der Google Bewertungen könnte leicht beunruhigen: „No me gustó éste hotel porque te abren las maletas cuando no estás y te roban!“ (Mir hat das Hotel nicht gefallen, weil sie Deinen Koffer öffnen und Dich bestehlen, während Du weg bist). Nun gut, wir haben ja keine Wertgegenstände und immerhin in unserer Kaschemme ein eigenes, wenn auch leicht schimmeliges, Bad.
Trotz des freundlichen Hinweises des Nachtwächters, dass es in der Red Corner Sports Bar billiges Frühstück gäbe, entscheiden wir uns für eine andere Option: Das Xixona 2. (Ein Xixona 1 habe ich bei der Recherche zu diesem Artikel nicht gefunden).
Während wir einen kräftigen Cortado samt Tostada und frischem Zumo de Naranja verdrücken, beobachte ich vier Seniorinnen, die frisch geföhnt klönen. Im Hintergrund läuft ein spanischer Nachrichtensender auf dem Flatscreen. Hinter mir sitzt ein zeitungslesender Geschäftsmann. Wir sind die einzigen Touristen, was ich in Alicante kaum für möglich gehalten habe.
Der erste Gang führt uns auf den Mercat Central de Alacant, denn wenn es eine Reiseweisheit gibt, dann ist es die, dass ein Besuch auf dem lokalen Markt immer lohnenswert ist. Zwischen frischem Schinken, Fischen und Garnelen, Erdbeeren, Orangen und Tomaten sind wir die, die den hektischen Trubel mit unserem lässigen Spaziergang stören.
Die Avenida Alfonso El Sabio ist eine mehrspurige Hauptstraße, der wir intuitiv folgen. Bis wir am Placa dels Estels angelangen, einer Palmengesäumten Allee, die das Meer und eine Erhöhung miteinander verbindet. Über die Escalinates de Jordi Joan gelangen wir zur gleichnamigen Schule, die auf einem Hügel neben dem Castell de San Fernando thront.
Die klare Sicht auf Bergketten verrät, dass es um Alicante herum eine Menge zu entdecken gibt. Dass wir auf dem Pausenhof einer Schule stehen, merken wir nur durch die vielen jungen Menschen, die plötzlich aus dem Gebäude in ihre Pause strömen.
Alicante – anders als gedacht
Während das Hinterland sich aus Bergen und Hügeln in Erdtönen formt, glitzert vor uns das Mittelmeer in verführerischsten Blau.
Mittlerweile meldet sich auch der Magen (schon) wieder, und so steigen wir hinab, um auf der Plaza Gabriel Miró im Schatten von mammutgroßen Feigenbäumen in einer kleinen Tapasbar Platz zu nehmen. Die Speisekarte kommt auf Valencianisch und Spanisch daher, die grünen Paprika in Olivenöl, samt Serrano Schinken munden vorzüglich.
„Alicante ist wohl doch nicht so verkehrt“, denke ich.
Aber wir haben ja noch nicht das vermeintliche Epizentrum des Pauschaltouristen besucht- das holen wir nun nach. An der Explanada de España, einer 500 Meter langen Flaniermeile, spazieren Urlauber und Einheimische gleichermaßen im Schatten der imposanten Palmen. Im Yachthafen strahlen weiße Statussymbole mit der Sonne um die Wette, doch die Show stehlen die Fischschwärme, die durch das klare Wasser bis in die Tiefe beobachtet werden können.
Alicante von oben: Das Castillo de Santa Barbara
Als die Sonne etwas gnädiger fällt, wollen wir hoch hinauf. Die markanteste Sehenswürdigkeit Alicantes ist das Castillo de Santa Bárbara. Über den Park La Ereta gelangt man zu Fuß auf die historische Festung, die bereits im 10. Jahrhundert von den Mauren errichtet wurde. Was ich nicht mit Alicante in Verbindung gebracht hatte: Das zuckersüße Barri Vell, das Altstadtviertel Santa Cruz. Am Hang des Benacantil schmiegen sich farbenfrohe Altbauten, verbunden durch Treppengänge und verziert mit unzähligen Pflanzen. Von anderen Touristen: weit und breit keine Spur.
Im Park La Ereta treffen wir nur auf ein paar Jugendliche, die bei Bier und Musik aus dem Handy abhängen. Erst als wir oben auf der Aussichtsplattform der Burg ankommen, teilen wir die Aussicht mit einem Dutzend anderer Besucher.
Während ich der Sonne beim Untergehen zusehe, überlege ich, woher meine Negativassoziation mit Alicante überhaupt kam. Denn mir gefällt die Stadt ausgesprochen gut!
Und noch etwas muss ich revidieren: Warum ist das Klatschen im Flugzeug heute eigentlich so verpönt? Nur weil das Fliegen so normal geworden ist, wie mit dem ICE nach Köln zu fahren, ist es nicht weniger faszinierend, dass wir Menschen in ein Gefährt steigen, das hunderte Tonnen wiegt und durch Antrieb und Auftrieb tausende Meter über dem Erdboden mit über 800km/h Geschwindigkeit durch die Luft gleiten kann?
Dafür 10 Sekunden Applaus zu spendieren, erscheint mir gar nicht mehr so verkehrt.
Na, Lust auf eine Reise nach Alicante? Dann gibt es nun hier unsere Empfehlungen in kompakter Form. Unten findest Du alle Infos auch in einer Map zum Abspeichern (Google Map).
Sehenswürdigkeiten & Tipps für Alicante
Castell de Santa Bárbara
Das Castell de Santa Bárbara befindet sich auf dem Berg Benacantil. Aus 166 Metern Höhe hat man von hier einen fantastischen 360 Grad Blick auf Alicante, den Hafen und die umliegende Landschaft. Perfekt für einen Sonnenuntergang über der Stadt. Zum Sonnenaufgang ist die Burg nämlich auch noch geschlossen, aber so früh aufzustehen ist eh nicht unser Ding. 😉
Hinkommen: Entweder zu Fuß über den Ereta Park oder über einen Aufzug (Preis pro Fahrt: 2,70 Euro) vom Playa de Postiguet aus. Man kann auch mit dem Auto auf die Burg hinauffahren.
Öffnungszeiten Castell de Santa Bárbara:
- Oktober – März: 10:00 – 20:00 Uhr
- April – Juni + September: 10:00 – 22:00 Uhr
- Juli + August: 10:00 – 24:00 Uhr
- Eintritt: Kostenlos | Geführte Touren 5,00 Euro pro Person (Kinder zwischen 6-17 Jahre 3,00 Euro)
Park La Ereta
Der Park liegt zwischen dem Altstadtviertel und der Santa Bárbara Burg. Zwischen Kakteen, Palmen und Obstbäumen geht es hinauf zur Burg- und bereits unterwegs hat man immer eine gute Aussicht. Im Park La Ereta gibt es auch ein Restaurant, das gut sein soll- die Hanglage ist es auf jeden Fall.
Restaurant La Ereta | Menü ab 40 Euro
Mercat Central de Alacant
Zweistöckiger Markt, das Gebäude wurde bereits 1911 erbaut. Geöffnet Montag – Samstag täglich von 8:00 – 14:30 Uhr.
Adresse: Av d ‘ Alfons X El Sabi, 8-03004 Alacant
Fernblick vom Castell de San Fernando
Über die Escalinates di Jordi Joan geht es hinauf zu diesem wunderbaren Aussichtspunkt. Um das Castell de San Fernando befindet sich ein Park.
Adresse: Monte Tossal, 03005 Alacant, Alicante, Spanien
Casco Antiguo – das Altstadtviertel
Unterhalb des La Ereta Parks und quasi am Hang des Benacantil Berges befindet sich das kleine, feine Altstadtviertel Santa Cruz (Bari Vell). Die Gassen sind liebevoll mit Pflanzen geschmückt, Häuserfronten farbenfroh gestrichen und uns schien es so, als wohnten da auch wirklich noch Einheimische.
Hafen & Strand: Explanada de España & Playa del Postiguet
Die palmengesäumte Hafenpromenade ist die Flaniermeile von Alicante. Hier kann man protzige Yachten und -mit Glück- ihre Besitzer beobachten. Der Stadtstrand Playa del Postiguet befindet sich direkt nebenan.
Zu Tisch: Restaurants & Cafés in Alicante
Es gibt in Alicante sehr viele Restaurants und Cafés. Hier unsere Auswahl:
Frühstücken im Xixona 2
Typisches spanisches Frühstück: frisch gepresster Orangensaft, Tostada (getostetes Brot mit Olivenöl und Tomate), Cortado (Espresso mit Milch). Die Cafeteria ist etwas rustikaler, die Preise entsprechend günstig.
Adresse: Calle Castaños 36. Alicante, 03001
Frühstücken im La más Coqueta
Das La más Coqueta ist ein stylisches Café, in dem es Frühstück gibt, Crepe und Kuchen.
Adresse: Calle San Ildefonso, 14, 03001 Alicante (Alacant), Alicante, Spanien
Öffnungszeiten: 10:00 – 23:00 Uhr
Unser Tipp: Mittagspause am Plaza Gabriel Miró
Riesige australische Feigenbäume (Ficus macrophylla) und Palmen spenden Schatten auf dem Miró Platz. Umzu gibt es Restaurants und Cafés, der perfekte Pausenort. Wir haben in der Tapasbar Los Mejillones de Correo sehr leckere Tapas gegessen.
Adresse: Plaza Gabriel Miró, 03001 Alicante, España
Öffnungszeiten: Montags geschlossen, Di – So 12:30 – 24:00 Uhr
Mehr Infos unter: https://losmejillonesdecorreos-alicante.negocio.site/
Tapas & El Colmado
Zentral gelegen und leckere Tapas. Auch hier haben wir unter Einheimischen gegessen. Website: El Colmado.
Adresse: Alfonso X El Sabio, nº18. Bajo. Alicante
Anreise Flughafen Alicante
Der Flughafen Alicante-Elche befindet sich etwa 11 km außerhalb des Zentrums.
Am einfachsten und günstigsten ist es mit dem Bus C6 ins Zentrum zu fahren. Eine Einzelfahrkarte kostet 3,85 Euro. Der Bus fährt alle 20 Minuten (nachts stündlich), die Fahrt dauert etwa 30 Minuten.
Hier findest Du den Fahrplan und weitere Infos zum Bus ab Alicante Elche Airport.
Zugverbindungen Alicante
Der Bahnhof von Alicante befindet sich unweit des Zentrums. Die Anbindung an andere spanische Städte, wie Valencia, Madrid oder Barcelona ist gut.
Infos zu Zugverbindungen und Tickets gibt es bei Renfe.
Map | Karte: Alle Empfehlungen für Alicante auf einen Blick
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In Alicante gibt es eine APP, mit der Sie alle Orte in 360 Virtual Reality entdecken können, auch von zu Hause aus. Es heißt Lookish Travel Guide
Wir Planen auch mit unsere Familie irgendwann schön entspannt nach Alicante mit unseren T5 zu reisen.
Danke für die vielen Tipps
Miró Platz am Mittag klingt sehr verlockend. Grosse Auswahl an Restaurants und Cafés, der perfekte Pausenort. Die leckeren Tapas würden wir bestimmt auch probieren.
Hi Alexander,
oh ja, mit dem T5 an der Küste entlang ist sicher sehr cool. Freut mich, dass unsere Alicante Tipps euch Lust auf eine Reise machen.
LG Aylin
Mein Mann hat uns ein günstiges Hotel im Stadtzentrum von Alicante gebucht. Ich möchte die Stadt unbedingt von oben sehen. Danke für den Tipp, das Castillo de Santa Barbara zu besuchen, um von der Aussichtsplattform die Stadt zu beobachten.
Liebe Franziska,
das seid ihr genau richtig im Zentrum- von dort ist es ja nur ein Katzensprung zum Castillo.
Viel Spaß in Alicante!
Liebe Grüße
Aylin
Ich möchte mit meinen Freunden einen Urlaub in Alicante machen. Danke für den Tipp, einen lokalen Markt zu besuchen. Ich werde mir den Mercat Central de Alacant merken.